Braunschweig. Es kursieren zahlreiche Mythen zum Thema Energiesparen. Doch wo lassen sich wirklich Energie und auch Geld sparen? Wir machen den Faktencheck.

Bereits jetzt zum Ende des Sommers machen sich die gestiegenen Energiepreise bemerkbar. Zum Thema Energiesparen kursieren zahlreiche Mythen. Aber an welcher Stelle können wir wirklich Energie und Geld sparen?

Wir machen den Faktencheck und klären gemeinsam mit dem Energieberater Florian Lörincz von der Verbraucherzentrale Niedersachsen neun Mythen im Bereich Energiesparen auf:

Ein Duschsparkopf ist doch nur Geldschneiderei – oder?

Nein, das stimmt nicht. Grundsätzlich machen Duschsparköpfe tatsächlich einen Unterschied, weiß Florian Lörincz. „Sie haben das Ziel, den Volumenstrom des Wassers, also wie viel Wasser durch den Duschkopf fließt, zu reduzieren.“ Im Vergleich zu einem herkömmlichen Duschkopf, bei dem rund zwölf Liter Wasser pro Minute durchfließen können, werden bei der Sparvariante nur rund sieben Liter Wasser verbraucht. Teilweise können so bei den aktuellen Gaspreisen 100 Euro pro Jahr gespart werden.

Wer nur noch kaltes Wasser verwendet, riskiert Legionellen – oder?

Nein. Wasser, das langsam strömt oder ruht bzw. zu lange in der Leitung verbleibt, sei eher gefährdet von Legionellen befallen zu sein, erklärt der Verbraucherschützer. Das aber betreffe nur Wasser ab einer Temperatur von 25 Grad. Bei einer Wassertemperatur von 8 bis 25 Grad können sich Legionellen nicht mehr vermehren, erklärt der Energieexperte. Wer noch mal sicher gehen möchte, sollte hin und wieder die Dusche und somit dann die Leitung mit mindestens 60 Grad durchspülen.

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Nachts Durchheizen ist besser als die Heizung abzuschalten und morgens wieder hochzufahren – oder?

Nachts lohnt es sich die Heizung herunterzudrehen oder sogar ganz auszustellen.
Nachts lohnt es sich die Heizung herunterzudrehen oder sogar ganz auszustellen. © dpa | Bernd Weißbrod

Das lässt sich nicht pauschal beantworten. „Grundsätzlich ist es nie falsch, die Heizung nachts herunterzudrehen oder auszustellen“, erklärt Lörincz. Hier komme es auf das Gebäude an: Bei einem massiven Gebäude, das ein großes Wärmespeichervermögen hat und auch eine gute Wärmedämmung aufweisen kann, könne die Heizung getrost abgeschaltet werden. Bei einem Holzhaus oder alten Fertighaus mit Holzrahmentragwerk hingegen sollte die Heizung nicht ganz ausgedreht werden. Dort sei der Wärmeschutz des Gebäudes oftmals schlecht und unter Umständen könne die Wärme nicht so gut gespeichert werden.

Im Stand-by-Modus wird kaum Energie verbraucht – oder?

Nein. „Stand-by ist eigentlich nicht wünschenswert, das ist Luxus“, urteilt der Verbraucherschützer. Bei einigen Geräten wie Tintenstrahldruckern oder W-Lan-Routern ist man immer wieder davon ausgegangen, dass sie permanent in Betrieb sein müssten. Gerade bei den Routern gebe es aber meist eine Energiesparfunktion, die nachts genutzt werden könne.

Als einfache Faustformel gelte: Wenn sich Geräte warm anfühlen, brummen oder sogar leuchten, wird Energie verbraucht. Wenn das Gerät nicht benutzt wird, kann es also auch komplett vom Strom genommen werden. Was Steckerleisten betrifft, seien solche besser, die einen An- und Ausschalter besitzen, erläutert der Energieberater.

Ein voller Kühlschrank zieht mehr Strom als ein leerer – oder?

Nein. Lörincz weiß: „Es klingt zwar widersprüchlich, aber ein voller Kühlschrank spart mehr Energie als ein leerer Kühlschrank.“ Im Kühlschrank sei es vor allem die Luft, die heruntergekühlt werden müsse. Wenn sich aber mehr Lebensmittel im Kühlschrank befinden, sei auch das Luftvolumen geringer.

Dreckige Wäsche wird nur bei heißem Wasser sauber – oder?

Nein. In der Regel reiche hier eine Waschtemperatur von 30 Grad aus. Ausgenommen sei hierbei aber Kleidung wie Unterwäsche oder Bettwäsche, die bei mindestens 60 Grad gewaschen werden sollte. Die Aufheizung des Wassers koste die meiste Energie, weil Wasser eine sehr hohe Wärmeaufnahmefähigkeit habe, bereits bei kleinen Temperaturänderungen müsse viel Energie aufgewendet werden.

Viel wichtiger sei aber die Nutzung des Ökoprogramms. Dieses dauert zwar länger, nutzt aber auch die Reinigungsfähigkeit des Wassers und des Waschmittels stärker aus.

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Das Licht brennen zu lassen, ist besser als es immer an- und auszuschalten – oder?

Nein. Für den privaten Bereich gilt: Licht, das nicht brennt, verbraucht weniger Energie als Licht, das brennt. Mittlerweile mache es fast keinen Unterschied mehr, welches Leuchtmittel genutzt wird. Wenn also einen Raum verlässt, lohnt es sich das Licht zu löschen. Gleiches gilt für das Licht in der Mikrowelle oder auch im Backofen, wenn die Geräte nicht mehr genutzt werden.

Ein Ladekabel, das ohne Endgerät am Netz hängt, verbraucht keinen Strom – oder?

Nein. Alle Steckerteile verbrauchen Energie, wenn sie am Stromnetz hängen. „Laut einer EU-Richtlinie dürfen sie zwar nicht mehr als 0,3 Watt verbrauchen, aber selbst das summiert sich auf“, weiß der Experte.

Abwaschen von Hand ist immer sparsamer als ein Geschirrspüler – oder?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten. „Es kommt drauf an, wie man selbst abwäscht. Eine Spüle mit zwölf oder fünf Litern Wasser zu füllen, macht schon einen Unterschied“, erklärt Lörincz. Um dabei weniger Wasser zu verwenden, sei es besser, Essensreste und Fettiges vorher gut abzuwischen. Wer den Geschirrspüler nutzt, sollte auf das Ökosparprogramm umsteigen.

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