Faktencheck

Alle Infos zum Wolf in der Region Braunschweig-Wolfsburg

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Foto: Patrick Pleu / dpa

Braunschweig.  Ein Wolf wurde im Kreis Wolfenbüttel totgefahren. Die Tiere breiten sich auch in Niedersachsen aus. Wir haben die wichtigsten Fragen beantwortet.


  • In der Region Braunschweig-Wolfsburg gibt es drei bestätigte Wolfsrudel und ein Wolfspaar
  • Der Kreis Gifhorn hat in der Region die meisten bestätigten Wolfsrudel
  • Im März 2023 wurde im Kreis Wolfenbüttel ein Wolf totgefahren
  • Die Wolfspopulation in Niedersachsen wächst

Der Wolfbestand in Deutschland wächst jährlich um etwa 32 Prozent, wie aus einer Studie des Instituts für Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien von 2022 hervorgeht. Auch hier in der Region Braunschweig-Wolfsburg ist der Wolf in den letzten Jahren verstärkt heimisch geworden.Und auch im Harz ist der Wolf angekommen. Während die einen eine Gefahr für Menschen und Nutztiere fürchten, feiern andere die Rückkehr des Wolfs als wichtiges Glied in der Nahrungskette des Ökosystems. Aber ist der Wolf wirklich eine Gefahr für uns? Wir machen den Faktencheck.

Behauptung: „Der Wolf wird wieder zur Bedrohung!“

Der Faktencheck: Im Zeitraum zwischen 2002 und 2020 gab es keinen einzigen Angriff von Wölfen auf Menschen in Deutschland, so eine Studie des Norwegian Institute for Nature Research. Auch danach gibt es keine bestätigten Fälle von Wolf-Attacken. Für die Zeit vor 2002 gibt es keine offiziellen Zahlen. Für Nutztiere ist der Wolf hingegen nicht ungefährlich. Auch in der Region Braunschweig-Wolfsburg kommt es immer wieder zu tödlichen Übergriffen.

Sie wollen es genauer wissen? Wir haben die wichtigsten Fragen rund um Wölfe in der Region Braunschweig-Wolfsburg beantwortet:

Wo sind in der Region Braunschweig-Wolfsburg Wölfe nachgewiesen?

Im März 2023 wurde auf der A36 von Wolfenbüttel Richtung Braunschweig ein Wolf totgefahren. Die Fähe war noch nicht ausgewachsen, erklärte Peter Probst auf Nachfrage unserer Zeitung.

In ganz Niedersachsen gibt es - Stand Januar 2023 - 44 Wolfsrudel, 1 Wolfspaar und 4 residente Einzelwölfe. Drei der bestätigten Wolfsrudel und das Wolfspaar befinden sich in der Region Braunschweig-Wolfsburg, wie aus dem Wolfsmonitoring der Landesjägerschaft Niedersachsen hervorgeht. Alle drei Rudel befinden sich im Norden des Landkreises Gifhorn.

Bestätigt sind die Rudel in Ehra-Lessien, in Ringelah und in Steinhorst.In Ringelah befinden sich im Rudel aktuell zwei bestätigte Welpen, in Ehra-Lessien sind es sogar vier. Für Steinhorst kann die Landesjägerschaft Niedersachsen derzeit keine konkreten Welpen zählen. Sie gehen dennoch davon aus, dass sich auch in diesem Rudel Jungtiere befinden, da sie milchgebende Lähe, also weibliche Wölfe, gesehen haben.

Auch das Wolfspaar wurde in Braunlage bestätigt. Im Jahr 2020 war dort nur ein Einzelwolf nachgewiesen worden.

Erst Anfang Februar wurde vor den Toren Goslars ein Wolf gesichtet. Eine Wildkamera hatte das Tier aufgenommen.

Von einem Wolfsrudel spricht die Landesjägerschaft Niedersachsen immer dann, wenn eine Gruppe von mehr als zwei Wölfen in einem abgrenzbaren Territorium nachgewiesen wurde oder sich Wölfe vermehren. Ein Wolfspaar hingegen besteht aus einem Wolfsrüden und einer Wolfsfähe, die in einem abgrenzbaren Territorium unterwegs sind oder über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen vermehrt nachgewiesen wurden. Von einem residenten Einzelwolf wird immer dann gesprochen, wenn ein einzelner Wolf über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten immer wieder in einem bestimmten Gebiet gesichtet wurde.

Wie viele Tiere werden in der Region Braunschweig-Wolfsburg von Wölfen getötet?

Im September 2022 kam es zu einem dramatischen Vorfall im Landkreis Peine. Dort hat ein Wolf ein Pony gerissen. Das bestätigen Angaben der Landwirtschaftskammer.

Vor allem der Landkreis Gifhorn leidet in der Region am meisten unter Übergriffen von Wölfen auf Nutztiere. Übergriff heißt hier, dass bei einer Wolfs-Attacke mindestens ein Tier getötet oder so schwer verletzt wurde, dass es eingeschläfert werden musste. Es können bei den Übergriffen auch mehrere Tiere umgekommen sein. Zwar gibt es in den Landkreisen Helmstedt, Peine sowie in Wolfsburg hin und wieder Überfälle auf Tiere, aber nur im einstelligen Bereich.

Im Kreis Gifhorn ist außerdem eine deutliche Entwicklung erkennbar. Seit 2017 steigt die Zahl der Übergriffe stetig an. Allein im ersten Quartal 2022 sind es mit 31 Vorfällen mehr als im gesamten Jahr 2021. Außerdem ist – zumindest nach jetzigem Datenstand – der Kreis Gifhorn 2022 der Landkreis mit den meisten Wolf-Attacken auf Nutztiere in Niedersachsen.

Wie gefährlich sind Wölfe für Menschen?

„Gesunde Wölfe, die nicht provoziert oder angefüttert werden, stellen für den Menschen in der Regel keine Gefahr dar“, schreibt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) auf seiner Webseite. Im Zeitraum von 2002 bis 2020 gab es keinen einzigen Wolfs-Angriff auf Menschen in Deutschland. Das ergab eine großangelegte Studie des Norwegian Institute for Nature Research (NINA) im Auftrag des Internationaler Tierschutz-Fonds. Neuere Zahlen liegen derzeit nicht vor.

Die 2002 vom Norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) veröffentlichte Vorgänger-Studie „The fear of wolves: A review of wolf attacks on humans“ gibt für Deutschland die letzten bekannten Angriffe von freilebenden Wölfen auf Menschen im 17. Jahrhundert an. Die Ursache war zumeist Tollwut.

Was mache ich, wenn ich einen Wolf sehe?

Wer einen Wolf auf dem Spaziergang sieht, sollte vor allem Abstand halten, sagt Raoul Reding, Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft Niedersachsen. Wanderer sollten sich langsam rückwärts entfernen. Dabei sei es wichtig dem Tier nicht in die Augen zu starren. Sollte ein Spaziergänger oder eine Spaziergängerin unerkannt sehr nah an ein Tier herangekommen sein, könne man auf sich mit Rufen oder Winken aufmerksam machen.

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Jungwölfe sind dabei schonmal etwas neugieriger. Reding rät: Falls die Tiere sich nicht von alleine entfernen, können Spaziergänger sie durch nochmaliges lautes Rufen und Winken verscheuchen. „Zur Not kann man sogar einen Stein werfen“, sagt der Wolfsbeauftragte.

Wer einen Hund dabei hat, solle diesen eng an der Leine halten. So mache man dem Wolf klar, dass der Vierbeiner zum Menschen dazugehöre.

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