Braunschweig. Wölfe bereiten sich auch in Niedersachsen aus. Immer wieder kommt es in Gifhorn zu Nutztier-Übergriffen. Wir haben die wichtigsten Fragen beantwortet.

  • In der Region Braunschweig-Wolfsburg gibt es drei bestätigte Wolfsrudel und ein unbestätigtes Rudel
  • Der Kreis Gifhorn hat in der Region die meisten bestätigten Wolfsrudel, dort gibt es auch immer wieder Übergriffe auf Nutztiere
  • Die Wolfspopulation in Niedersachsen wächst

Der Wolfsbestand in Deutschland wächst jährlich um etwa 32 Prozent, wie aus einer Studie des Instituts für Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien von 2022 hervorgeht. Vor allem Gebiete in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen sind betroffen.

Auch hier in der Region Braunschweig-Wolfsburg ist der Wolf in den letzten Jahren verstärkt heimisch geworden. Und auch im Harz ist der Wolf angekommen. Während die einen eine Gefahr für Menschen und Nutztiere fürchten, feiern andere die Rückkehr des Wolfs als wichtiges Glied in der Nahrungskette des Ökosystems. Aber ist der Wolf wirklich eine Gefahr für uns? Wir machen den Faktencheck.

Behauptung: „Der Wolf wird wieder zur Bedrohung!“

Der Faktencheck: Im Zeitraum zwischen 2002 und 2020 gab es keinen einzigen Angriff von Wölfen auf Menschen in Deutschland, so eine Studie des Norwegian Institute for Nature Research. Auch danach gibt es keine bestätigten Fälle von Wolf-Attacken. Für die Zeit vor 2002 gibt es keine offiziellen Zahlen. Für Nutztiere ist der Wolf hingegen nicht ungefährlich. Auch in der Region Braunschweig-Wolfsburg kommt es immer wieder zu tödlichen Übergriffen.

Sie wollen es genauer wissen? Wir haben die wichtigsten Fragen rund um Wölfe in der Region Braunschweig-Wolfsburg beantwortet:

Wo sind in der Region Braunschweig-Wolfsburg Wölfe nachgewiesen?

In ganz Niedersachsen gibt es - Stand September 2023 - 50 Wolfsrudel, 3 Wolfspaare und 2 residente Einzelwölfe. Vier der bestätigten Wolfsrudel befinden sich in der Region Braunschweig-Wolfsburg, wie aus dem Wolfsmonitoring der Landesjägerschaft Niedersachsen hervorgeht. Alle Rudel befinden sich im Landkreis Gifhorn.

Bestätigt sind die Wolfsrudel in Hankensbüttel, in Ehra-Lessien und in Steinhorst. In Hankensbüttel ist aktuell innerhalb des Rudels nur ein Welpe bestätigt, in Steinhorst sind es vier und in Ehra-Lessien sogar fünf Welpen. Außerdem wird davon ausgegangen, dass die Wölfe sich dort vermehren. In Ringelah soll es ebenfalls ein Rudel geben, das ist allerdings nicht bestätigt worden. Die Angaben beruhen auf Daten vom 25. September 2023.

Wolfsrudel, Wolfspaar, Einzelwolf – Begriffserklärung

Von einem Wolfsrudel spricht die Landesjägerschaft Niedersachsen immer dann, wenn eine Gruppe von mehr als zwei Wölfen in einem abgrenzbaren Territorium nachgewiesen wurde oder sich Wölfe vermehren. Ein Wolfspaar hingegen besteht aus einem Wolfsrüden und einer Wolfsfähe, die in einem abgrenzbaren Territorium unterwegs sind oder über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen vermehrt nachgewiesen wurden. Von einem residenten Einzelwolf wird immer dann gesprochen, wenn ein einzelner Wolf über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten immer wieder in einem bestimmten Gebiet gesichtet wurde.

Auch in der weiteren Umgebung sind Wölfe nachgewiesen worden. Im Drömling, ein Reservat, was an der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt liegt, wurde ein Wolfsrudel mit vier Welpen nachgewiesen. Von einer weiteren Reproduktion wird aber nicht ausgegangen. Auch im Harz gibt es wieder Wölfe. In Eckertal, ein Ortsteil von Bad Harzburg, wurde ein Rudel mit vier Welpen nachgewiesen. Hier wird auch von einer Reproduktion ausgegangen. In Braunlage lebt ein residenter Einzelwolf.

Wie viele Tiere werden in der Region Braunschweig-Wolfsburg von Wölfen getötet?

Vor rund einem Jahr kam es zu einem dramatischen Vorfall im Landkreis Peine. Dort hat ein Wolf ein Pony gerissen. Das bestätigen Angaben der Landwirtschaftskammer. Im zweiten Quartal 2023 kam es in Niedersachsen zu 99 Übergriffen auf Nutztiere. Dabei wurden laut Wolfsmonitoring 158 Tiere getötet und 54 verletzt. 27 Tiere gelten als verschollen. Die meisten Wolfsangriffe betrafen Schafe.

Wie bereits in den vorherigen Quartalen leidet der Landkreis Gifhorn am meisten unter den Übergriffen von Wölfen auf Nutztiere. Übergriff heißt hier, dass bei einer Wolfs-Attacke mindestens ein Tier getötet oder so schwer verletzt wurde, dass es eingeschläfert werden musste. Es können bei den Übergriffen auch mehrere Tiere umgekommen sein. Zwar gibt es in den Landkreisen Helmstedt, Peine sowie in Wolfsburg hin und wieder Überfälle auf Tiere, aber nur im einstelligen Bereich.

Im Kreis Gifhorn ist außerdem eine deutliche Entwicklung erkennbar. Seit 2017 steigt die Zahl der Übergriffe stetig an. Im zweiten Quartal 2023 gab es insgesamt 13 Übergriffe auf Nutztiere. In neun Fällen konnte ein Wolf als Verursacher festgestellt werden.

Wie gefährlich sind Wölfe für Menschen?

„Gesunde Wölfe, die nicht provoziert oder angefüttert werden, stellen für den Menschen in der Regel keine Gefahr dar“, schreibt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) auf seiner Webseite. Im Zeitraum von 2002 bis 2020 gab es keinen einzigen Wolfs-Angriff auf Menschen in Deutschland. Das ergab eine großangelegte Studie des Norwegian Institute for Nature Research (NINA) im Auftrag des Internationaler Tierschutz-Fonds. Neuere Zahlen liegen derzeit nicht vor.

Die 2002 vom Norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) veröffentlichte Vorgänger-Studie „The fear of wolves: A review of wolf attacks on humans“ gibt für Deutschland die letzten bekannten Angriffe von frei lebenden Wölfen auf Menschen im 17. Jahrhundert an. Die Ursache war zumeist Tollwut.

Was mache ich, wenn ich einen Wolf sehe?

Wer einen Wolf auf dem Spaziergang sieht, sollte vor allem Abstand halten, sagt Raoul Reding, Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft Niedersachsen. Wanderer sollten sich langsam rückwärts entfernen. Dabei sei es wichtig, dem Tier nicht in die Augen zu starren. Sollte ein Spaziergänger oder eine Spaziergängerin unerkannt sehr nah an ein Tier herangekommen sein, könne man auf sich mit Rufen oder Winken aufmerksam machen.

Welches Verhalten darüber hinaus bei der Begegnungen mit einem Wolf richtig ist, lesen Sie hier.