Braunschweig. Immer mehr Wölfe leben in Niedersachsen, immer mehr Sichtungen gibt es in der Region Braunschweig-Wolfsburg. So schützen Sie sich bei einer Begegnung.

Immer häufiger kommt es zu Wolfssichtungen in der Region Braunschweig-Wolfsburg. Meist verläuft das Aufeinandertreffen unspektakulär – doch manchmal kommen sich Mensch und Tier zu nahe. So ist im Frühjahr 2023 etwa eine Radfahrerin bei Wolfsburg vor einem Rudel geflüchtet. Im September 2022 ist es in Riddagshausen bei Braunschweig zu einer Sichtung von Jungwölfen gekommen. Ein Schafzüchter in Peine macht sich große Sorgen. Auch im Elm, im Oderwald und im Harz kommt es gelegentlich dazu, dass Menschen oder Wildkameras Wölfe erblicken, weiß Wolfsberater Andreas Hofmann aus Wolfenbüttel. Wie Sie am besten reagieren, falls Sie auf einen Wolf treffen, erklärt er unserer Zeitung.

Mit einer Schulterhöhe von bis zu 90 Zentimetern kann ein Wolf imposant sein. (Symbolfoto)
Mit einer Schulterhöhe von bis zu 90 Zentimetern kann ein Wolf imposant sein. (Symbolfoto) © DPA Images | Bernd Weißbrod

Deshalb kommen Wölfe den Menschen nahe

Allein im Bundesland Niedersachsen leben zwischen 500 und 550 Wölfe. Das ist mehr als in Norwegen und Schweden zusammen.

Sorgt die Zahl der Wölfe dafür, dass die Tiere dem Menschen näher kommen? In Herzberg im Harz beispielsweise hat es an einem Krankenhaus eine mögliche Wolfssichtung gegeben. Wolfsberater Andreas Hofmann erklärt: „Wölfe haben ein Revier.“ Das habe eine Größe von 150 bis 200 Quadratkilometern. Hinzu komme, dass Deutschland dicht besiedelt ist. „Wenn da zufällig ein Dorf oder eine Stadt ist, laufen die Wölfe auf dem kürzesten Weg durch.“ Rehwild etwa sei abends auch manchmal in Siedlungen zu entdecken. Wenn ein Wolf durch eine Ortschaft läuft, sei das also kein ungewöhnliches oder besorgniserregendes Verhalten.

In der Regel flüchten Wölfe von allein

„Ein gesunder Wolf sieht Menschen – und haut ab“, beschreibt Hofmann das typische Verhalten der Prädatoren. Die Sinne der Tiere sind empfindlicher als die des Menschen. Laut Deutscher Wildtierstiftung können Wölfe nachts besser sehen und haben ein weiteres Blickfeld als Menschen. Lebewesen können sie auf bis zu zwei Kilometer Entfernung erschnuppern. Daher sei es oft so, dass Wölfe Menschen wittern und weglaufen, bevor diese etwas mitbekommen. „Der Wolf ist nicht aggressiv und auch nicht böse. Er ist wie andere Wildtiere auch“, betont Andreas Hofmann.

Wölfe nehmen den kürzesten Weg durch ihr Revier – der kann auch durch ein Dorf führen. (Symbolfoto)
Wölfe nehmen den kürzesten Weg durch ihr Revier – der kann auch durch ein Dorf führen. (Symbolfoto) © DPA Images | Armin Weigel

Was tun, wenn Wölfe stehen bleiben?

So ein Wolf kann mit einer Schulterhöhe von bis zu 90 Zentimetern imposant und angsteinflößend wirken. Die 25-jährige Vivienne Palachowski schildert, wie sie im März 2023 bei Wolfsburg drei Wölfen im Wald begegnete. Sie beschreibt, dass sie mit dem Rad panisch davonfuhr. „In so einem Fall empfehle ich, abzusteigen, laut zu sein und zu zeigen: Ich bin hier der Chef“, sagt Wolfsberater Andreas Hofmann. Beim Davonlaufen oder -radeln könne es passieren, dass der Jagdinstinkt der Wölfe angesprochen wird. Allerdings: In Deutschland hat es seit der Rückkehr der Wölfe Ende der 1990er Jahre keinen Angriff von wildlebenden Wölfen auf Menschen gegeben.

Jungwölfe sind eher an Menschen interessiert

Insbesondere Jungwölfe können neugierig sein – daher kommt es zu Begegnungen meist mit ihnen. Aber auch wenn die Windverhältnisse ungünstig sind und Wölfe den Menschen zu spät riechen, kann es zum Aufeinandertreffen kommen. Das schreibt die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW). Sie rät: „Grundsätzlich gilt, dass man sich bei einer Begegnung ruhig verhalten und Abstand halten sollte. Wenn der Wolf sich nicht zurückzieht und Ihnen die Situation nicht geheuer ist, sprechen Sie laut oder klatschen Sie in die Hände, um sich bemerkbar zu machen. Rennen Sie nicht davon, dies könnte ein Verfolgungsverhalten des Tieres auslösen. Sollte der Wolf sich Ihnen wider Erwarten nähern, bleiben Sie stehen und machen Sie sich groß, versuchen Sie ihn einzuschüchtern. In einem solchen Fall sollten Sie eher einen Schritt auf das Tier zugehen, als zurückweichen.“

Wölfe sollten auf keinen Fall angelockt werden. Auch das bewusste Annähern ist tabu. Dadurch könnten die Tiere ihre Scheu verlieren und in der Konsequenz könnte es eher zu Attacken kommen, schreibt die DBBW.

Ich habe einen Wolf gesehen – wem sage ich Bescheid?

Das Wolfsmonitoring in Niedersachsen sorgt dafür, dass die Entwicklung der Wolfspopulation dokumentiert und problematisches Verhalten erkannt wird. Wer einem Wolf begegnet, kann das online bei der Landesjägerschaft melden oder einen örtlichen Wolfsberater kontaktieren.

Was, wenn sich ein Wolf auffällig verhält?

Grundsätzlich sind Wölfe ins niedersächsische Jagdrecht aufgenommen worden, doch es gibt keine Jagdzeiten für sie. Das heißt, sie dürfen nicht gejagt werden. Auch eine EU-Richtlinie untersagt das Bejagen von Wölfen. Doch bei Problem-Wölfen gelten Ausnahmen. Die Hürden dafür seien jedoch zu hoch, kritisiert Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).