Braunschweig. Auch der dritte schwere Wintersturm in Folge lässt Rettungskräfte kaum zur Ruhe kommen. Lesen Sie hier mehr zu den Schäden und Folgen in der Region.

Es ist wieder stürmisch in der Region Braunschweig. Bereits in der Nacht zum Montag sind Wolfsburg, Gifhorn, Peine, Helmstedt, Wolfenbüttel und Salzgitter von Regen und Sturmböen getroffen worden. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte für Montag bis in den Abend vor starkem Wind und dessen Folgen. Für das Braunschweiger Land gilt die amtliche Warnung noch bis 17 Uhr.

Festzuhalten ist: Das Ausmaß von „Antonia“ reichte nicht an die Unwetter „Zeynep“ und „Ylenia“ heran. Lesen Sie hier, was in der Region an den Sturmtagen der vergangenen Woche passiert ist.

Und trotzdem: Der dritte schwere Wintersturm binnen weniger Tage hat in Niedersachsen erneut zu Unfällen mit Verletzten und vielen Feuerwehreinsätzen geführt. Fünf Menschen wurden in Folge von umstürzenden Bäumen durch Sturmtief „Antonia“ verletzt, wie die Polizei am Montag mitteilte. Dauerregen ließ zudem Pegelstände an vielen Flüssen und Gräben ansteigen. Feuerwehren rückten besonders im Nordwesten des Landes aus, um Wasser von tiefer gelegenen Flächen abzupumpen.

Bäume blockierten Straßen im Kreis Gifhorn – Feuerwehr im Dauereinsatz

So sind etwa die Feuerwehren im Kreis Gifhorn in der Nacht zum Montag erneut im Dauereinsatz gewesen. Das teilte Tobias Nadjib, Sprecher der Gifhorner Kreisfeuerwehr, mit. Bis zum Montagmorgen war die Bundesstraße B4 wegen Sturmschäden zwischen Gifhorn-Gamsen und dem Abzweig nach Wilsche gesperrt. Im Landkreis Helmstedt wiederum sind schwere Äste auf eine Kita in Grasleben gestürzt.

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In Belm bei Osnabrück prallten zwei Autofahrer nacheinander mit ihren Wagen gegen einen durch den Sturm umgestürzten Baum. Beide Fahrer wurden verletzt und in Krankenhäuser gebracht, wie ein Polizeisprecher sagte. Bei Sittensen im Landkreis Rotenburg krachte auch ein Auto gegen einen umgekippten Baum. Der 27 Jahre alte Fahrer und zwei Mitfahrer wurden bei der Kollision leicht verletzt, wie die Polizei am Montag mitteilte. Sie kamen in umliegende Krankenhäuser.

Einschränkungen im Bahnverkehr für Reisende im Braunschweiger Land

Der Bahnverkehr kommt nach den kräftigen Stürmen unterdessen langsam wieder in Fahrt. Es gebe aber noch einzelne gesperrte Strecken, sagte eine Bahnsprecherin. Arbeitstrupps waren am Montag an der besonders durch die Stürme geschädigten Bahnstrecke Hamburg - Hannover im Einsatz, um Oberleitungen zu reparieren. Zuvor hatte die Bahn mitgeteilt, dass allein bei Uelzen die Oberleitungskonstruktion auf einer Länge von 600 Metern nach Sturmschäden erneuert werden muss.

Metronom, Erixx und Enno nehmen am Nachmittag teilweise wieder den Betrieb in unserer Region auf: Die Verbindung Wolfsburg-Braunschweig-Hildesheim klappe seit 16 Uhr wieder, teilte ein Sprecher mit. Allerdings könne es zu größeren Verspätungen kommen. Die Züge zwischen Braunschweig und Bad Harzburg sollen abends nachziehen. Zwischen Uelzen, Gifhorn und Braunschweig ruht der Zugverkehr wohl noch bis morgen.

Das sagen die Harzwasserwerke zum Dauerregen

Nach Angaben des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Norden ließ der Dauerregen Wasserstände in Flüssen ansteigen, sodass an einigen Flusspegeln die Warnstufe 2 überschritten wurde. Experten der Hochwasservorhersagezentrale erwarteten dort deswegen kleinere Hochwasser, bei denen in der Folge etwa angrenzende Felder und Äcker überspült werden könnten. Betroffen sind laut NLWKN unter anderem die Flussgebiete von Aller, Leine und Oker und etwa die von Oste und Wümme im Nordosten Niedersachsens. Auf der Weser mussten mehrere Fähren wegen der hohen Wasserstände ihren Betrieb vorerst einstellen.

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Beim Entwässerungsverband in Emden liefen die Pumpen in den Schöpfwerken am Montag auf Hochtouren, wie Verbandsingenieur Jan van Dyk auf dpa-Anfrage sagte. Die Böden seien von dem vielen Regen enorm gesättigt. Sturmfluten vor den Deichen erschwerten es zudem, das überschüssige Wasser aus dem Binnenland in die Nordsee zu pumpen, sagte van Dyk. Eine Entspannung ist vorerst noch nicht in Sicht. Laut Wettervorhersage sollte es noch bis Wochenmitte Regenschauer geben. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) warnte für den Montagabend und den Dienstagmorgen erneut vor Sturmfluten.

Einsatzkräfte der Feuerwehr in Westerstede pumpen das Wasser vom Hof einer Autowerkstatt ab. Durch starken Regenfall drohte das Gebäude der Werkstatt überschwemmt zu werden. Das Sturmtief „Antonia“ sorgte örtlich durch Starkregen und ergiebigen Dauerregen für Überschwemmungen.
Einsatzkräfte der Feuerwehr in Westerstede pumpen das Wasser vom Hof einer Autowerkstatt ab. Durch starken Regenfall drohte das Gebäude der Werkstatt überschwemmt zu werden. Das Sturmtief „Antonia“ sorgte örtlich durch Starkregen und ergiebigen Dauerregen für Überschwemmungen. © dpa | Hauke-Christian Dittrich

Bei den Talsperren und Teichen im Westharz war die Lage trotz regenreicher Tage unter Kontrolle. Wie die Harzwasserwerke mitteilten, hatten die Talsperren seit Beginn vergangener Woche rund zehn Millionen Kubikmeter Wasser aufgefangen. „Insgesamt sind unsere Talsperren im Westharz mit circa 81 Prozent gut gefüllt“, sagte Wasserwerke-Sprecherin Marie Kleine in Hildesheim.

Stürme hinterlassen Schäden an Stränden und in Wäldern

Auf Baltrum zeigte sich unterdessen, dass die kräftigen Stürme auch auf der kleinsten ostfriesischen Insel rund 90 Prozent des Badestrandes fortgespült hatten. Zuvor hatten schon andere Inseln wie Wangerooge ähnliche Schaden gemeldet. Umweltminister Olaf Lies (SPD) und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) signalisierten bereits Hilfe. Ende März soll es eine Inselkonferenz geben.

Deutliche Schäden hinterließen die Winterstürme auch in Wäldern. „Zahlreiche Bäume sind entwurzelt oder gebrochen und Baumkronen auseinandergebrochen“, sagte der Vizepräsident der Niedersächsischen Landesforsten, Klaus Jänich, in einer Mitteilung am Montag. Laut Landwirtschaftsministerium sind besonders Wälder etwa im Tiefland sowie im Solling, Harz und Weser-Leinebergland betroffen. Förster und Försterinnen arbeiteten nun daran, Straßen und Wege zu räumen, um einen genauen Überblick über das Schadensausmaß zu erhalten. Erst gegen Ende der Woche werde das Ausmaß der Schäden abzuschätzen sein.

Ein verheerendes Bild aus Mecklenburg-Vorpommer: Entwurzelte und angebrochene Bäume liegen nach den Sturmtiefs der letzten Tage in dem großflächig zerstörten Fichtenbestand im Everstorfer Forst (Luftaufnahme mit einer Drohne).
Ein verheerendes Bild aus Mecklenburg-Vorpommer: Entwurzelte und angebrochene Bäume liegen nach den Sturmtiefs der letzten Tage in dem großflächig zerstörten Fichtenbestand im Everstorfer Forst (Luftaufnahme mit einer Drohne). © dpa | Jens Büttner

Zwar sei mit dem Abziehen des Tiefs „Antonia“ vorerst das Schlimmste überstanden, dennoch mahnt Jänich zur Vorsicht: „Die Sicherheit der Waldbesucherinnen und -besucher sowie unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht bei der Aufarbeitung an erster Stelle.“ Auch nach Abflauen des Sturms besteht noch die Gefahr umstürzender Bäume und herabfallender Äste. Die Landesforsten bitten daher darum, die Wälder vorerst nicht zu betreten.

Unter anderem im Harz können sich die Forstarbeiter nur langsam einen Überblick verschaffen. „Auch für unsere Mitarbeiter ist es aktuell noch zu gefährlich in den Wäldern“, sagte ein Sprecher des Nationalparks Harz am Montag. Es sei allerdings davon auszugehen, dass sämtliche Wanderwege im Harz von Sturmschäden betroffen seien. Er warnte zudem vor dem Besuch der Wälder: „Das ist lebensgefährlich.“

Sturmtief „Antonia“ zieht ab – Regen bleibt erhalten

Sturmtief „Antonia“ ist zwar seit Montagmittag aus Niedersachsen abgezogen – dennoch bleibt es laut Meteorologen auch in den kommenden Tagen noch wechselhaft und regnerisch. Am Dienstag und auch in der Nacht zum Mittwoch sollen demnach weitere Regenschauer über Niedersachsen hinwegziehen. Erst am Mittwoch sollte es bei einem Wechsel von Sonne und dichteren Wolken meist trocken bleiben.

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