„Alle Gesundheitsämter sollten die in Braunschweig entwickelte Software Sormas erhalten. Heute muss man feststellen: Mission vorerst gescheitert.“

In Nigeria klappt’s, in Ghana auch, nur bei uns mal wieder nicht! Bitter beklagten Experten zu Beginn der Corona-Pandemie: In manchem Entwicklungsland seien die Gesundheitsämter besser vernetzt als im reichen, hochtechnisierten Deutschland. Entsprechend laut wurde auch hierzulande bald nach einem Computersystem gerufen, das, genau wie das Virus, nicht an der Kreisgrenze Halt macht.

Alle Gesundheitsämter sollten die in Braunschweig entwickelte Software Sormas erhalten. Kanzlerin Merkel und Minister Spahn machten sich dafür stark. Heute, nach fast drei Jahren, muss man ernüchtert feststellen: Mission vorerst gescheitert. Dabei hat Sormas in den zurückliegenden Monaten vielen Ämtern die Arbeit erleichtert – insbesondere bei der aufwendigen Nachverfolgung und Benachrichtigung von Infizierten und ihren Kontakten. Dennoch werden viele Städte und Landkreise bald wieder auf das Programm verzichten, wenn sie es denn überhaupt je genutzt haben.

Auch wenn sie dafür im Einzelnen gute Gründe haben; im großen Ganzen ist diese Bilanz bedauerlich. Denn das Ziel, eine Epidemie frühzeitig entdecken, überwachen und eindämmen zu können, ist heute natürlich ebenso richtig wie damals. Die Gefahr, dieses Ziel aus den Augen zu verlieren, ist nun, da der Bund seine Förderung für Sormas eingestellt hat, groß. Doch der Versuchung, die Sache nach Pandemieende schleifen zu lassen, sollten weder Bund noch Länder und Kommunen jetzt nachgeben. Eine Feuerwehr stellt man ja auch nicht nur dann auf, wenn’s brennt.

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