„Es ist eine merkwürdige Position, in der sich die Linke wenige Monate vor der Wahl befindet.“

Es ist eine merkwürdige Position, in der sich die Linke wenige Monate vor der Wahl befindet: Auf der einen Seite rutscht die Partei in den Umfragen derzeit bedrohlich nahe an die Fünf-Prozent-Hürde heran. Auf der anderen Seite leuchtet schwach, aber immerhin vorhanden in der Ferne die Aussicht, zum ersten Mal im Bund mitregieren zu können.

Die Chance umzusetzen, was man bislang nur von der Oppositionsbank aus fordert, könnte die Linke gut gebrauchen. Denn ihre Wählerinnen und Wähler werden ungeduldig. Das gute Leben für alle, es lässt auf sich warten.

Die Frage ist, ob die Partei bereit wäre, zentrale außenpolitische Glaubenssätze hintanzustellen, um innenpolitisch etwas zu bewegen. Die Motivation in der Parteispitze ist groß – die Widerstände an der Basis sind es allerdings auch. Das hatten zuletzt viele Wortmeldungen zum Thema Verteidigungspolitik beim Parteitag im Februar gezeigt.

Das neue Spitzenteam aus Bartsch und Wissler sollte sich deshalb schon einmal überlegen, wie es die eigenen Parteimitglieder überzeugen will, die reine Lehre nicht über reale Veränderungen zu stellen, wenn sich die Chance im Herbst bieten sollte. Sonst dürfte ihr es schwerfallen, in Zukunft zu erklären, warum jemand die Linke wählen sollte. Die Fünf-Prozent-Hürde könnte dann noch näher kommen.