Was zunächst wie eine gute Idee wirkt, entpuppt sich als fatal. Nur über Patente können Impfstoffe gegen das Coronavirus weiterentwickelt werden.

Gegen die böse, große Pharma-Industrie zu sein, kommt immer gut. Damit kriegt man die Leute. Und dass ein global so wichtiges Mittel, wie ein Corona-Impfstoff per Patent geschützt wird, ist ja wohl ein Unding! Weg mit dem Patentschutz! Das gibt Applaus, das mögen alle.

Dabei ist es populistischer Unsinn, eine wohlfeile politische Forderung, die sich (hoffentlich) nicht durchsetzen wird. Denn die Lage ist (wie leider so oft) komplex. Zunächst einmal bringt es schlicht nichts. Dass die Welt noch nicht in der Lage ist, ausreichend Vakzin für alle zu produzieren, liegt nicht am Patentschutz. Der Flaschenhals sind die Rohstoffe und die Produktionskapazitäten.

Billige Impfstoffe werden Vertrauen nicht erhöhen

mRNA-Impfstoffe sind High-End-Produkte, die High-End-Zutaten benötigen und High-End-Fachkräfte. All diese High-Ends sind begrenzt vorhanden. Und wenn nun in irgendeiner schlecht ausgestatteten Fabrik von nicht ausreichend qualifizierten Leuten irgendwo „Biontech“ zusammengepanscht wird, erhöht es das Vertrauen in die Vakzine sicher auch nicht gerade. Zudem müsste nicht nur das Patent auf das fertige Produkt aufgehoben werden, sondern auch die vielen Patente für die vielen Bestandteile des Vakzins.

Aufhebung des Patentschutzes schadet aktiv

Die Aufhebung des Patentschutzes hilft nicht nur nicht, sie schadet aktiv. Wir erinnern uns an das Braunschweiger Corona-Medikament und die Firma, die so dringend Investoren sucht. Investoren geben Geld, super. Aber: Sie wollen Rendite, die machen das nicht aus altruistischen Motiven. Die Erforschung und Zulassung eines Medikamentes ist sauteuer, dauert Jahre, das Risiko von Fehlschlägen ist immer da. Dafür sind risikofreudige Investoren essenziell.

Keine Innovation ohne Investoren

Wenn aber der Patentschutz schwindet, lässt sich mit einem fertigen Medikament kein Geld verdienen. Kein Geld bedeutet keine Rendite für die Investoren. Die wissen das - und sie investieren woanders. Wer springt dann ein? Der Staat? Das kann niemand wollen, denn dann werden wir durch unsere Steuergelder alle zu unfreiwilligen Risikokapitalgebern, Bürokratie erstickt jede Innovation und was passiert, wenn ein Staat, der nichtmal eine Pandemie ordentlich managen kann, in die Forschung einsteigt, will man sich nicht ausmalen.

Ohne Patente kein medizinischer Fortschritt

Ist der Patent-Deich bei den Vakzinen einmal gebrochen, kommen schnell die nächsten Forderungen. Die Menschheit leidet an Krebs und Diabetes - also weg mit den Patenten für entsprechende Medikamente! Und dann eben auch weg mit der Forschung. Und dann verharren wir in den nächsten Jahrzehnten auf dem heutigen Stand der Medizin. Keine gute Idee.

Aufhebung des Patentschutzes nur ein Lobby-Stunt

Wenn ein Patent ausläuft, dann darf das Mittel „nachgebaut“ werden. Sogenannte Generika ersetzen dann viel billiger das Originalmittel. Große Generika-Industrien bestehen in Südafrika und Indien - ausgerechnet den Ländern, die bei der WHO die Aufhebung der Corona-Patente initiiert haben. Am Ende ist also auch die Aufhebung des Patentschutzes auch nur ein Lobby-Stunt einer Pharma-Industrie. Nur eben einer, der politisch gut ankommt.

Brandgefährlicher Vorschlag von Biden

Es zeigt sich: Die Forderung nach Aufhebung von Impfstoff-Patenten ist eine nur auf den ersten Blick gute Forderung. Blickt man dahinter, ist es brandgefährlich und nutzlos obendrein. Es wird daher trotz der anheimelnden Zustimmung von US-Präsident Biden hoffentlich bei einem Vorschlag bleiben, der nie umgesetzt wird.

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