„Hohe Impfquote und jahreszeitlicher Effekt könnten jene entscheidende Entlastung für unser ganzes Leben bringen, die wir so sehnlich herbeiwünschen.“

Ebbt die dritte Corona-Welle ab? Greift das Impfen? Haben sechs Monate Lockdown und die Bundesnotbremse etwas bewirkt? Im Moment gibt es Anzeichen dafür, dass alle drei Fragen mit einem vorsichtigen Ja beantwortet werden können. Bundes- und landesweit sinkt die 7-Tage-Inzidenz, jeder Dritte hat bereits mindestens eine Impfung erhalten, zuletzt gab es mehr als eine Million Impfungen an einem Tag. Impfstoff ist in ausreichenden Mengen im Anmarsch.

Gesundheitsminister Spahn war überdies Fortune und Durchsetzungskraft bei seinem Vorstoß zu wünschen, für den Impfstoff Astrazeneca endlich die Impfpriorisierung aufzuheben. Das wurde Zeit! Jetzt ist es beschlossen. Alles auf Impfen. Modellierer komplexer Pandemie-Systeme wie der in Braunschweig aufgewachsene Physiker Professor Dirk Brockmann (Humboldt-Universität Berlin/RKI) haben berechnet, dass wir den Mai und wohl auch den Juni noch als Brücke benötigen, um zu einer ausreichend hohen Impfquote zu gelangen.

Das hieße aber auch: Hohe Impfquote und jahreszeitlicher Effekt könnten jene entscheidende Entlastung für unser ganzes Leben, für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft bringen, die wir so sehnlich herbeiwünschen. Das heißt aber auch, jetzt, da das rettende Ufer in Sicht zu sein scheint: Diese kostbare Brücke darf nicht gefährdet, nicht auf Treibsand gebaut werden. Allzu frühe Lockerungsträume habe sich in der Vergangenheit dieser Pandemie und weltweit, wie wir immer wieder sehen, als fatales und tödliches In-die-Tasche-Lügen herausgestellt. Es ist noch nicht vorbei.

Die Landesregierungen, die wieder mit Lockerungen vorpreschen, übernehmen eine hohe Verantwortung. Sie tun dies indes auch, damit sich die sozialen Folgen der Pandemie nicht ebenfalls zur Katastrophe auswachsen. Es ist ein Ringen auf Messers Schneide.