„Die Politik in Deutschland muss den Bürgern reinen Wein einschenken.“

Die Kurzatmigkeit der deutschen Corona-Politik hat mittlerweile Weltruhm erlangt. So verwundert es nicht, dass zuletzt tagelang erbittert darüber gestritten wurde, ob in dieser oder in der nächsten Woche eine Bund-Länder-Konferenz zur Eindämmung der Pandemie stattfinden soll. Nun kommt die Zack-zack-Lösung aus dem Kanzleramt: kein Spitzentreffen. Stattdessen drängt die Bundesregierung darauf, im Einvernehmen mit dem Bundestag und den Ländern das Infektionsschutzgesetz zu verschärfen.

Dass es hier zu einer schnellen Einigung kommt, darf allerdings bezweifelt werden. Denn sofort nach der Absage der Bund-Länder-Runde hagelte es Rüffel für das Kanzleramt. Wohlgemerkt: Eine Vereinbarung, welche „Notbremse“ bei Inzidenzen über 100 zu ziehen ist, liegt seit Wochen auf dem Tisch. Am Ende machten Länder und Landkreise aber doch, was sie wollten.

Was in Deutschland bislang fehlt, ist eine klare Linie im Kampf gegen Corona. Die Kakofonie im Verlautbarungswettstreit zwischen Kanzlerin, Ministerpräsidenten und Parteien war oftmals bizarr und verstörend. Dass der Impfzug in Deutschland so schleppend auf Touren kommt, hat viel mit bürokratischem Übereifer, falscher Perfektion und Ineffizienz zu tun. Warum werden die Hausärzte erst jetzt einbezogen? Andere Länder waren wesentlich kreativer. In Israel wurde auch in Möbelhäusern oder Bars geimpft, in Chile in Kirchen, Stadien oder Parks.

Die Politik in Deutschland muss den Bürgern reinen Wein einschenken. Das A und O im Kampf gegen das Virus und die Mutationen ist die Beschränkung von Kontakten. Epidemiologen predigen das schon lange. Das Land braucht noch einmal einen Kraftakt, um die Inzidenzen nach unten zu drücken. Der Jo-Jo-Effekt aus Lockdown und Lockerung hat nichts gebracht.