„Anders als etwa die SPD, bei der deftiger Streit quasi zur DNA gehört, sind Unionsanhänger sehr sensibel, was Zwist betrifft.“

Wer in diesen Tagen kein Anhänger der Union ist, kann sich genüsslich mit Popcorn zurücklehnen. Denn nicht zum ersten Mal ist ein Machtkampf zwischen CDU und CSU entbrannt, der für politisch Interessierte ähnlich hohen Unterhaltungswert hat wie eine gute Netflix-Serie – und ähnlich viele Folgen.

Da ist der CDU-Chef, der Kanzler werden will, aber in den Umfragen desaströs dasteht. Und da ist der CSU-Chef, der nicht so richtig sagt, was er will, dem es aber gelungen ist, sich zu einer Projektionsfläche für viele zu machen.

Beide belauern sich und sorgen mit immer neuen Vorstößen dafür, dass die Spannung nicht abreißt. Armin Laschet tut es mit scheinbar jovialem Stil, Söder mit bayerischer Derbheit.

Für die Union ist das Scharmützel aber hochgefährlich. Je länger es dauert, umso mehr beschädigen nicht nur die Rivalen einander. Auch für CDU und CSU sind nicht enden wollende Streitigkeiten schädlich. Das hat sich schon in der erbitterten Kontroverse zwischen Horst Seehofer und Angela Merkel um die Flüchtlingspolitik vor drei Jahren gezeigt. Nur knapp entging die Union damals einer Trennung der Fraktionsgemeinschaft. Die Umfragen gingen in den Keller. Denn anders als etwa die SPD, bei der deftiger Streit quasi zur DNA gehört, sind Unionsanhänger sehr sensibel, was Zwist betrifft.

Für Armin Laschet spricht, dass er die CDU-Spitzen (noch) auf seiner Seite hat und die Fraktion (noch) nicht gegen sich. Für Markus Söder spricht, dass er in der öffentlichen Gunst gegenüber dem Konkurrenten uneinholbar vorne liegt und jenes Charisma mitbringt, das ein Kanzlerkandidat braucht. Allerdings wird er die Kandidatur nicht durch Tricksereien im Hintergrund erringen. Söder müsste jetzt sagen, dass er will – und dafür riskieren, viel zu verlieren.