„Durch das Chaos von Berlin, unter Mithilfe der Ministerpräsidenten, ist die Verwirrung nun komplett.“

Ein Ministerpräsident von der SPD und ein Vize-Ministerpräsident mit Lust auf den Chefsessel von der CDU: In Niedersachsen finden die Irrungen und Wirrungen des Corona-Kampfes vor einem ganz besonderen Hintergrund statt.

Stephan Weil und Bernd Althusmann hatten sich nach der Wahl 2017 norddeutsch-nüchtern zu einem Zweckbündnis zusammengefunden. Ihre Parteien sehen sich jeweils als die einzig wahre Niedersachsen-Kraft und das andere Lager als eher lästige Realität. Weil zog in der Corona-Krise öffentlich eine relativ gerade Furche: Er kombinierte Vorsicht mit Mutmachen. Doch bei der praktischen Pandemiebekämpfung wirkt Niedersachsen bislang ähnlich überfordert wie der Bund.

Das alles trifft laut Umfragen bislang vor allem Weil und seine SPD. CDU-Vormann Althusmann allerdings muss fürchten, mit in den Abwärts-Strudel der Bundes-CDU gerissen zu werden. Zuletzt schien es, als hätte Althusmann mit seinem Kampf für Corona-Lockerungen etwas Oberwasser – vor allem dank des öffentlichen Drucks. Durch das Chaos von Berlin, unter Mithilfe der Ministerpräsidenten, ist die Verwirrung nun komplett. Weil ging wohl mit bei der „Osterruhe“, weil er die Chance auf sinkende Inzidenzen sah. Über die Fehleinschätzungen freut sich politisch die Opposition – während die dritte Corona-Welle weiterrollt.