„Der Spot mag auf den ersten Blick lustig sein, auf den zweiten ist er zynisch. Die Zeiten sind für niemanden entspannt, auch nicht für junge.“

Wo ist ein Christian Lindner, wenn man ihn mal braucht? Wo ist der Mann oder die Frau, die sich traut zu sagen: „Lieber kein Spot als so ein Spot?“

Die drei Videos, mit denen die Bundesregierung junge Leute animieren möchte, Kontakte zu reduzieren und zu Hause zu bleiben, stoßen im Netz auf geteilte Meinungen. Zurecht. Sie zeigen, wie junge Leute zu Helden werden, indem sie „faul wie Waschbären“ auf dem Sofa sitzen, fernsehen und Chips futtern.

Das ist also die Heldenleistung der Menschen zwischen 18 und 30 Jahren in der Corona-Krise. Es zeigt deutlich, wie sehr die Regierung den Bezug zur Lebensrealität dieser Menschen verloren hat. Der Spot mag auf den ersten Blick lustig sein, auf den zweiten ist er zynisch. Die aktuellen Zeiten sind für niemanden entspannt, auch nicht für junge Menschen.

Jede vierte Pflegekraft in Niedersachsen ist jünger als 35 Jahre – ihre Heldentat ist nicht, Netflix zu schauen, sondern sich im Krankenhaus der Pandemie zu stellen und Überstunden zu schieben. Andere junge Erwachsene zittern um ihre Existenz, ihre berufliche Zukunft oder leben im Homeoffice nur noch für die Arbeit.

Ausgleich? Fehlanzeige. Von der Einsamkeit vieler Single-Haushalte ganz zu schweigen. Es ist keine Heldentat, es ist einfach unser Beitrag – und er wird kleingeredet: mit etwas Netflix und einer Tüte Chips.