„Als Verbraucher hatte man gehofft, die Skandale wie bei Tönnies in NRW hätten zu einem Umdenken geführt.“

Es ist ein blutiger Job. Ein Schwein zu töten, erfordert Robustheit. Dazu kommt die Kälte in den Werken der Fleischindus­trie. Wenn dann noch die Löhne gering sind, ist es schwer, Menschen zu finden, die unter diesen Umständen arbeiten.

Doch es gibt natürlich andere Wege. Man heuert Menschen aus ärmeren Ländern an, für die der geringe Lohn allemal gutes Geld ist. Auch wenn das mitunter kriminelle Energie erfordert.

Die Bundespolizei konzentrierte sich bei ihrer Razzia am Mittwoch auf 60 Wohn- und Geschäftsräume. Im Fokus stehen zehn Beschuldigte, die mindestens 82 Menschen aus Osteuropa mit gefälschten EU-Papieren eingeschleust haben sollen.

So viel kriminelle Energie, um den Gewinn möglichst groß zu halten, ist eine Schande für das deutsche Unternehmertum. Als Verbraucher hatte man gehofft, Skandale wie bei Wilke in Hessen oder Tönnies in NRW hätten zu einem Umdenken geführt. Die Firma Wilke Wurstwaren wurde 2019 geschlossen, als 37 Menschen nach dem Genuss der Wilke-Fleischprodukte an Listerien erkrankt waren. Im Tönnies-Werk Westfleisch brach im Juni Corona aus. 2000 Mitarbeiter infizierten sich.

Mit dem ab 2021 geplanten Arbeitsschutzgesetz soll jetzt alles besser werden. Allerdings befürchten Verbraucherschützer und Amtsveterinäre eine Verschlechterung der Überprüfungen: Die Reform der Lebensmittelkontrolle schwäche das System massiv. Faktisch würde weniger kontrolliert.

Wie sich beide Gesetze auf die Qualität des Fleisches und die Gesundheit der Verbraucher auswirken werden, wird sich zeigen. Aber eins ist klar: Beim Discounter 500 Gramm Hähnchenflügel für 1,29 Euro zu kaufen, gleicht russischem Roulette. Über Risiken und Nebenwirkungen informiert da leider niemand.