„Der Kompromiss könnte also so aussehen, dass auf lange Sicht nur Fans auf Sitzplätzen zugelassen sind.“

Fußball lebt von Emotionen, heißt es. Doch es sind nicht diese bewegenden Gefühle gemeint, die einen still sitzend ergreifen und ein Grinsen aufs Gesicht zaubern. Oder einen Kloß im Hals wachsen lassen. Fußballschauen mit Emotionen bedeutet, laut die Freude und die Enttäuschung rauszuschreien, die Hände vor Glück oder Unglück vors Gesicht zu schlagen – und den Nebenmann handgreiflich im schönsten Sinne mitzureißen. Genau das ist das Dilemma in Coronazeiten. Das wilde, überhaupt nicht auf Distanz spielende Massenerlebnis Fußball ist mindestens so lange tabu, wie es keinen Impfstoff gibt. Emotionen hin, Emotionen her. Die Bedenken von Ärzten, Virologen und anderen Experten sind nicht aus der Luft gegriffen, dass Fußballspiele mit Zuschauern die Quelle allen Virus-Wahnsinns sein können.

Nun hilft diese Gemengelage den allermeisten Profi- und ambitionierten Amateurklubs nicht weiter. Sie benötigen die Einnahmen dringend, um am Leben zu bleiben. Der Kompromiss könnte also so aussehen, dass auf lange Sicht nur Fans auf Sitzplätzen zugelassen sind, und auch dann nur mit großem Abstand zueinander – deutlich größer als 1,5 Meter. Wegen der Emotionen. Sie wissen ja…

Und selbst diese Lösung verursacht zurecht Bauchschmerzen – in der Politik und bei den Veranstaltern. Keiner will ein Fußballspiel, das als Super-Verbreitung des Virus in die Geschichte eingeht und Schmerzen, Kummer und womöglich sogar Tote fordert. Disziplin wäre da das Schlüsselwort. Und alle, wirklich alle nicken zustimmend. Die gleichen Menschen, die den verhältnismäßig geringen Abstand nicht einhalten können und wollen, der an den Nord- und Ostseestränden genauso vorgeschrieben ist wie in den Innenstädten. Und Masken? Die tragen viele nur, wenn sie Bock drauf haben, und dann oft noch falsch.

Welcher Fan will ernsthaft garantieren, dass er in völliger emotionaler Ergriffenheit zuvorderst im Sinn hat, ob Mund und Nase ordnungsgemäß bedeckt sind? Eigentlich alle. Bis das erste Tor fällt.