„Eine gemeinsame Kreditkarte namens Corona-Bonds braucht es dafür nicht.“

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as hat noch gefehlt: Während das Coronavirus in Europa täglich Tausende Menschen tötet, hat in der EU ein erbitterter Streit ums Geld begonnen. Vor allem Italien, Spanien und Frankreich fordern mit großer Härte, dass die EU-Staaten erstmals gemeinsam Schulden aufnehmen, um so den Kampf gegen Corona und die Folgen zu finanzieren.

Die „Corona-Bonds“ wären aber ein Tabubruch: Die EU-Mitglieder, auch Deutschland, müssten dann für die Schulden anderer Länder haften. Die Bundesregierung lehnt das – wie schon zuvor in der Eurokrise – ab. Sie ist damit nicht allein.

Gut so. Selbstverständlich müssen sich die EU-Staaten in dieser Krise gegenseitig beistehen. Aber es gibt ausreichend andere Instrumente, vor allem den Euro-Rettungsschirm ESM. Die Corona-Bonds wären sowieso erst in zwei Jahren einsatzbereit. Dass darüber trotzdem debattiert wird, hat auch viel mit Enttäuschung zu tun.

In der ersten Stunde der Corona-Not hat es in der EU leider an Solidarität und Kooperation gemangelt. Die fehlende Hilfsbereitschaft etwa, als Italien in der Union vergeblich um Schutzausrüstung bat, hat tiefe Wunden gerissen. Deshalb darf das Nein zu Corona-Bonds nicht die einzige Antwort sein. Verständnis ist gefragt und praktische Solidarität.

Die Behandlung von Corona-Patienten aus Italien und Frankreich in deutschen Krankenhäusern ist wichtig. In dieser Hinsicht muss in der EU mehr geschehen: Es kann nicht sein, dass im Norden und Osten der Gemeinschaft viele Intensivbetten leer stehen, während Corona-Kranke im Süden mangels ausreichender medizinischer Versorgung sterben.

Und ja, später geht es auch um Geld für ein Wiederaufbauprogramm. Nur: Eine gemeinsame Kreditkarte namens Corona-Bonds braucht es dafür nicht. Gefragt ist konkrete Solidarität, schnell und lebensrettend.