„Trump ist Getriebener seiner Unberechenbarkeit. Heute lässt er Bomben regnen, morgen Friedensengel singen.“

Dass Donald Trump die von ihm befohlene Eliminierung der heimlichen Nummer zwei des Iran zügig für Wahlkampfzwecke melken würde, war klar. Wie er es bei seiner ersten Fan-Zirkus-Aufführung des Jahres in Toledo (Ohio) tat, offenbarte die beunruhigenden Defizite eines Präsidenten, der Gefallen an der Rolle des kompromisslosen Welt-Sheriffs findet. Die Opposition kanzelte er in beschämenden Worten als Landesverräter ab. Dabei sind die Zweifel der Demokraten an der Rechtmäßigkeit und Angemessenheit der Hinrichtung von General Soleimani nur berechtigt.

Trump wettete darauf, dass der Iran aus Angst vor der Übermacht des US-Militärs nicht im selben Maß zurückschlagen wird. So kam es. Vorerst. Nun präsentiert sich Trump 300 Tage vor der Wahl unentschlossenen Wählern als Gralshüter der nationalen Sicherheit.

Seine politische Rendite-Erwartung könnte schwer enttäuscht werden: Umfragen zeigen, dass sich das Volk nicht in Eintracht hinter dem Commander-in-Chief versammelt. 60 Prozent der Amerikaner fürchten, dass nach Soleimanis Tod das Risiko von Vergeltungsschlägen in den USA gestiegen ist.

Ein umsichtiger Präsident würde der Sorge die Spitze nehmen. Indem er die Alternativlosigkeit seines Tuns darstellt. Und die Strategie aufzeigt, mit der Teheran von Eskalationen abgehalten und befriedet werden soll. Nur so kann ein Krieg verhindert werden, den Trump nach Irak und Afghanistan geschworen hatte, nicht mehr zu führen. Trump aber hat keine Strategie. Er ist Getriebener seiner Unberechenbarkeit. Heute lässt er Bomben regnen, morgen die Friedensengel singen.

Es spricht wenig dafür, das Trump das Problemknäuel rund um den Iran entflechten kann, ohne noch größere Schäden anzurichten. Der Iran wird sich irgendwann rächen. Bitterlich. Und die nächste Baustelle wartet schon: Nordkorea.