„Mit seinem gelifteten Produkt und der flotten Dreikönigsshow hat der Chef der FDP das Überleben gesichert.“

Wäre die FDP ein mittelständischer Betrieb – alles wäre gut. Der Chef ist agil, für Marke und Produkt hat er eine Nische gefunden. Gut, Marktführer sind andere – aber jeder zehnte Käufer greift regelmäßig ins FDP-Regal. Mit seinem gelifteten Produkt und der flotten Dreikönigsshow am Jahresanfang hat der Chef dem Laden das Überleben gesichert. Klein, aber gesund, könnte man meinen. Die FDP aber ist keine Firma. Und da fängt das Problem an.

Beispiel Kundengewinnung: Was macht der Firmenchef, wenn er mehr Marktanteile will? Er sucht neue Zielgruppen. Lindner hat das schon mehrmals getestet. Mal bei enttäuschten Wählern der Union, denen Angela Merkels Flüchtlingspolitik zu liberal war. Mal im jungen, urbanen Milieu, dem die Digitalisierung nicht schnell genug geht. Der neueste Versuch zielt nach links: Lindner will enttäuschte SPD-Wähler einfangen. Deshalb redet er neuerdings von der FDP als „Partei der Arbeit“, lässt seine Leute sozialliberale Träumereien verbreiten. Im BWL-Handbuch wird solch offensives Anbiedern empfohlen. Für eine Partei geht so was schnell nach hinten los. Erstens wirkt es wie eine billige Werbetour. Zweitens stehen die enttäuschten Sozialdemokraten ja nicht alle obdachlos auf der Straße. Sie sind längst bei der Merkel-CDU, bei den Grünen, manche bei der AfD. Klar, für die Lindner-GmbH in ihrer Marktnische reicht das. Hier und da ein paar neue Kunden, und der Laden läuft. Als Partei mit Regierungsanspruch aber hat die FDP ein doppeltes Problem. Niemand weiß mehr genau, wofür sie wirklich brennt. Hartes Asylrecht? Digitalisierung? Sozialstaat? Oder doch vor allem Steuersenkungen? Und: Es gibt im Bund aktuell keine Machtoption. Union und Grüne könnten bequem zusammen regieren. Die FDP dagegen muss sich fragen, ob sie überhaupt noch mal im Bund gebraucht wird.