„Immer schon war Salzgitter finanziell eher gebeutelt als gebettet.“

Es ist bemerkenswert, welche Worte Ministerpräsident Stephan Weil gestern wählte, um die umstrittene Strukturhilfe über 50 Millionen Euro für Salzgitter zu rechtfertigen. Er sprach von „ungewöhnlicher Situation“ und nötiger „Solidarität des Landes“.

Immer schon war Salzgitter finanziell eher gebeutelt als gebettet. Doch obwohl die gewerbesteuerliche Berg- und Talfahrt der von fünf industriellen Großkonzernen abhängigen Stadt öfter existenziell bedrohlich schien, konnte sie sich der Rückendeckung durchs Land nie sicher sein. Niedersachsen ließ die Stadt 2014 abschmieren beim Versuch, Mittel für den Neubau des in die Jahres gekommenen St.-Elisabeth-Krankenhauses zu bekommen und gab sich am Ende taub, als es 2016 darum ging, die Umwandlung des industrieumgebenen Stadtteils Watenstedt in ein Gewerbegebiet über ein Landesdarlehen zu bezahlen. Es hat lange gedauert, bis Oberbürgermeister Frank Klingebiel und die hiesigen Landtagsabgeordneten Weil von der besonderen Belastung Salzgitters durch die Flüchtlingsintegration überzeugen konnten. Zugleich ist es im Zusammenspiel mit den Konzernen in Salzgitter gelungen, ein vielversprechendes Tor zur wirtschaftlichen Zukunft der Stadt zu öffnen, an der auch das Land großes Interesse haben dürfte. Die Gründung eines Innovationszentrums für klimaschonende Energien dürfte der Kommune nach der Flüchtlingskrise erneut ein Alleinstellungsmerkmal bescheren – diesmal flankiert von Überraschendem: positiven Schlagzeilen.