„Gerade in hysterischen Zeiten wie diesen kommt den Medien ein besonders hohes Maß an Verantwortung zu.“

Der 2015 bekannt gewordene Abgas-Betrug hat den VW-Konzern bisher 30 Milliarden Euro gekostet, und die Summe wird sich noch erhöhen. Der Skandal tut finanziell richtig weh. Mit viel Aufwand und Veränderungen arbeitet der Autobauer daran, seine Reputation wieder herzustellen. Und nun das: Angeblich haben die Wolfsburger auch in Dieselmotoren des Typs EA288 unkorrekte Software eingesetzt. So vermutet es der Südwestrundfunk (SWR).

Sollte das tatsächlich stimmen, wäre es für den Autobauer eine Katastrophe. Er hätte wieder Vertrauen verspielt, wäre sozusagen verbrannt. Der Vorstand wäre daher nicht zu halten. Die Folgen für die Belegschaft könnten nur erahnt werden. VW, sonst eher zurückhaltend, dementiert ungewöhnlich scharf. Kein Fahrzeug sei manipuliert worden. Das Unternehmen lehnt sich also weit, sehr weit aus dem Fenster. Auch das Kraftfahrt-Bundesamt erkennt keine Unregelmäßigkeiten. War es also eine Ente, eine Falschmeldung? Auch hier kann nur gemutmaßt werden.

Der SWR ist als Landesrundfunkanstalt ein seröses Medium. Allerdings gibt es einige Auffälligkeiten: Der Bericht erschien ausgerechnet am ersten Tag der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt. Und an diesem für die deutsche Autoindustrie so wichtigen Tag kam auch Bundeskanzlerin Angela Merkel dorthin.

Ein zu rechter Zeit mit dem richtigen Thema platzierter Bericht über ein nach wie vor sehr emotionales Thema kann also ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erzielen. Allerdings muss er inhaltlich korrekt und unangreifbar sein. Trifft dies nicht zu ist, ist das Risiko zu hoch, das Image des Angegriffenen zu beschädigen und einen großen wirtschaftlichen Schaden zu verursachen. Gerade in hysterischen Zeiten wie diesen kommt den Medien ein besonders hohes Maß an Verantwortung zu.

So oder so: Über die Vorwürfe gegen VW wird noch zu reden sein.