Es wäre ein Fehler, alle Einwände der Amerikaner vom Hochsitz der moralischen Überlegenheit wegzuwischen.

Wie sollte Deutschland auf den Druck von US-Präsident Donald Trump reagieren? Schießt man verbal zurück? Duckt man sich weg? Spielt man die beleidigte Leberwurst? In der deutschen Innenpolitik gab es seit Trumps Amtsantritt sämtliche Varianten – und keine davon ist besonders klug.

Der neue Aufreger ist die Drohung von US-Botschafter Richard Grenell, einen Teil der rund 35.000 amerikanischen Soldaten von Deutschland nach Polen zu verlegen. Die Stationierung von US-Soldaten in der Bundesrepublik war viele Jahre ein Grundpfeiler der transatlantischen Verbundenheit. Ein Teilabzug Richtung Osten wäre ein tiefgreifender Einschnitt. Er hat zum einen mit strategischen Erwägungen zu tun: Polen liegt wie das Baltikum näher an Russland. Zum anderen ist Grenells Keule auch ein Ausdruck von Trumps Ärger über Deutschland. Hinter allem steht die Weigerung der Bundesregierung, bis 2024 zwei Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes für die Verteidigung auszugeben. Diese Zusage wurde beim Nato-Gipfel 2014 zwar nur als anzustrebende Zielmarke vereinbart. Aber Länder wie Frankreich oder Polen haben sich fest verpflichtet, während Deutschland in fünf Jahren nur 1,5 Prozent anpeilt.

Man kann den Hauruck-Stil von Grenell mit guten Gründen verurteilen. Es wäre aber ein Fehler, alle Einwände der Amerikaner vom Hochsitz der moralischen Überlegenheit wegzuwischen. Denn in einer Sache hat Trump recht: Beim Zwei-Prozent-Ziel hat Berlin einen unseligen Eiertanz aufgeführt. Die Bundesregierung könnte im Verhältnis zu Trump die Spannung erheblich mindern, wenn sie ein überzeugendes Konzept für die internationale Rolle Deutschlands vorlegen würde. Das schließt die Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels mit ein. Auf dieser Basis kann man dem US-Präsidenten nüchtern, kühl und selbstbewusst entgegentreten.