„Was die Schalker und andere über Jahre aufgebaut haben, stößt der Aufsichtsratschef einfach um.“

Typisch Fußball. So unterentwickelt die Selbstreinigungskräfte in den Führungsspitzen der gesamten Branche sind, so fehlt offensichtlich auch beim FC Schalke 04 das Fingerspitzengefühl für den Abgang zur richten Zeit. „Wir zeigen Rassismus die Rote Karte“, heißt es im Leitbild des Bundesligisten. Aber dass dessen oberster Repräsentant, Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, mit seinen rassistischen Ausfällen gegenüber Afrikanern in unsäglicher Weise dagegen verstieß, empfand der Ehrenrat des Vereins als nicht sanktionswürdig. Peinlich!

Und weil somit die Institution ausfiel, die dem mächtigen Boss die Rote Karte zeigen konnte, durfte er sich die Strafe fürs Fehlverhalten selbst aussuchen. Doch was heißt Strafe? Der Fleischfabrikant möchte jetzt mal für drei Monate nicht öffentlich für die Königsblauen auftreten. Wahrscheinlich tut er sich damit sogar einen Gefallen. Seinem Verein allerdings nicht. Für den wäre es viel besser, Tönnies würde nie mehr für ihn in die Bütt gehen. Denn was die Schalker und andere Bundesligisten mit ihren Respekt- und Toleranz-Kampagnen über Jahre aufgebaut haben, stößt der Unternehmer in mindestens selbstherrlicher Bierzeltlaune einfach um. Oder war es sogar einer jener widerwärtigen bewussten Tabubrüche mit verheerender Wirkung, die gerade überall ausprobiert werden?

So oder so kann man dem Klub-Vorstand nur wünschen, dass er noch klarere Worte findet gegenüber Tönnies und die Fanlager so nachdrücklich protestieren, dass der „Boss“ zügig versteht: Er kann nicht das Gesicht von S04 bleiben. Je länger das dauert, desto größer fällt der Schaden für den Klub aus.