„Der Flächentarifvertrag muss sich an den starken Unternehmen orientieren.!

Wieder einmal klagen die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie über die „Zumutungen“ des Flächentarifvertrags – wie die Unternehmen andere Branchen ebenfalls in aller Regelmäßigkeit. Vor allem das Wahlrecht auf mehr Freizeit statt Geld, das die mächtige IG Metall im vergangenen Jahr erstritt, stelle gerade kleinere Betriebe vor große Herausforderungen. Das Interesse, den Tarifvertrag zu verlassen, steigt offenbar.

Gewerkschaften kennen diese Mechanismen und müssen bei jedem Tarifabschluss die richtige Balance finden zwischen angemessenem Plus für die Beschäftigten und einem Kompromiss, der Arbeitgeber nicht aus dem Tarifvertrag treibt. Das darf aber nicht dazu führen, dass die Belange kleiner Betriebe zeitgemäße Errungenschaften verhindern. Die Option auf mehr Freizeit ist so eine. Ja, die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie verdienen so gut, dass sich nun viele für freie Tage entscheiden können. Das hat allerdings auch den Grund, dass die Arbeitsbelastung gestiegen ist. Außerdem verdienen die Arbeitgeber ebenfalls gutes Geld mit ihren Angestellten.

Der Flächentarifvertrag muss sich auch an den starken Unternehmen orientieren. Das Streikrecht zu beschneiden, wäre deshalb der falsche Weg. Ausnahmen für Arbeitgeber, die zu manchen Punkten tatsächlich nicht in der Lage sind, würden Tarifabschlüsse allerdings erleichtern. Wobei sich jedes Unternehmen gut überlegen sollte, davon Gebrauch zu machen – der Wettkampf um die besten Köpfe hat längst begonnen.