„Die sofortige flächendeckende Räumung des Areals zu fordern, wäre nicht nur wohlfeil, sondern auch naiv.“

Dieses Erbe kann man nicht ausschlagen: Kampfmittel in unserem Boden. Außer in den Städten, wo immer noch regelmäßig Blindgänger entdeckt werden, sind vor allem Truppenübungsplätze und alte Rüstungsfabriken betroffen. Welche Gefahr alte Munition im Ernstfall bedeutet, war zuletzt bei Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern zu beobachten. Wegen der Kampfstoffe im Gelände dauerte es eine ganze Woche, den Waldbrand auf dem Ex-Truppenübungsplatz zu löschen.

Und Lübtheen ist weniger weit weg, als viele denken mögen.Manche Gegebenheiten dort treffen auch auf Areale in unserer Region zu – etwa auf den Ex-Truppenübungsplatz Ehra-Lessien bei Gifhorn. Die beteiligten Akteure hier – vom Eigentümer, dem Bund, über die betroffenen Gemeinden, die Feuerwehr, bis hin zum Land – haben sich auf einen guten Weg gemacht. Sie arbeiten eng zusammen und wappnen sich für den Katastrophenfall: durch Einsatzpläne, durch Umbau der Vegetation und durch den Aufbau einer tragfähigen Infrastruktur zur Brandbekämpfung. Immerhin auf den hierfür benötigten Flächen ist die Kampfmittelräumung im Gange. Trotzdem kann man die Samtgemeindebürgermeisterin verstehen, die ihre Feuerwehrleute nur äußerst ungern zum Löscheinsatz auf das belastete Areal schicken möchte.

Auch wenn fragwürdig erscheint, dass der Bund belastete Grundstücke deshalb nicht säubert, um sie schnell weiterzuverkaufen: Die sofortige flächendeckende Räumung der Areale zu fordern, wäre nicht nur wohlfeil, sondern angesichts der Größe der Aufgabe auch naiv. Nicht zuletzt gilt es auch noch auf die Natur Rücksicht zu nehmen, die vielerorts auf ehemaligen Militär-Sperrflächen gut entwickelt. Die einfache Lösung gibt es also nicht. Man kann das Problem nur schrittweise angehen. Langfristig sollten wir das Ziel einer vollständigen Kampfmittelräumung aber nicht aus den Augen verlieren.