„Was der Studie fehlt, sind Perspektiven für ländliche Regionen.“

Allein die Zahlen reichen aus, um die Gemüter zu erregen: Eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung empfiehlt die Schließung von mehr als der Hälfte der Krankenhäuser. Von 1400 Kliniken sollen noch 600 übrig bleiben, wenn überhaupt. Die medizinische Qualität sei sonst zu schlecht und der Betrieb vieler Häuser zu teuer, lautet die Begründung. Die Reaktionen auf diesen Vorschlag sind erwartbar heftig.

Dass es in Deutschland zu viele Krankenhäuser mit zu vielen Betten gibt, ist keine ganz neue Erkenntnis. Auch dass die medizinische Qualität besser wird, je öfter und damit routinierter Eingriffe und Behandlungen vorgenommen werden, ist bekannt.

Neu ist jetzt vor allem die Dimension, in der die Experten der Bertelsmann Stiftung den Abbau überzähliger Kapazitäten und eine Veränderung der Versorgungsstrukturen fordern.

Ein Punkt, den die Experten machen, ist zweifelsohne richtig: Würde man die zu geringe Zahl an gut ausgebildeten Pflegern und Ärzten auf weniger Kliniken verteilen, könnten die Patienten tatsächlich besser versorgt werden.

Auch die technische Ausstattung der Krankenhäuser könnte besser sein. Zu beweisen wäre aber, dass diese positiven Effekte nicht dazu führen, dass trotzdem Personal im Gesundheitsbereich abgebaut wird, um die Rendite hochzuhalten. Unterm Strich würde sich dann nämlich kaum etwas ändern.

Dass Strukturveränderungen bei den Krankenhäusern notwendig und aus Patientensicht auch sinnvoll sind, das können die Autoren der Studie überzeugend zeigen. In Ballungszentren mögen ihre Rechenmodelle ohne Probleme in die Praxis umsetzbar sein.

Was der Studie jedoch fehlt, sind Perspektiven für ländliche Regionen. Mehr Ideen, als dass dort „alternative Strukturen“ aufgebaut werden müssen, liefern die Autoren nicht. Der Eindruck, Menschen zurückzulassen, darf nicht entstehen.