„Trump war es, der durch die einseitige Aufkündigung des Atomabkommens eine heikle Druckkulisse aufgebaut hat.“

Video-Beweis hin oder her: Manches wäre im auf Eskalation zusteuernden Großkonflikt zwischen Amerika und dem Iran rationaler kalkulierbar, wenn man Vertrauen in die Fähigkeit Donald Trumps haben könnte, eine von ihm selbst losgetretene Eskalation umsichtig zu managen. Bevor es zum Knall kommt. Das notorisch sprunghafte Verhalten des US-Präsidenten im Umgang mit geopolitischen Schauplätzen gibt aber dazu nach den erneuten Angriffen auf die Seeschifffahrt in politisch und ökonomisch verminten Gewässern, hinter denen der Iran vermutet wird, wenig Anlass.

Trump selbst war es, der durch die einseitige Aufkündigung des Atomabkommens und die damit verbundene schleichende wirtschaftliche Erdrosselung des Iran, dem sämtliche Ölexporte verwehrt werden sollen, eine heikle Druckkulisse aufgebaut hat. Was, wenn sich das Regime in Teheran trotz offenkundiger Verwerfungen im Land nicht in die Knie zwingen lässt? Was, wenn die Mullah-Führung und ihre Apparate mit gezielten Nadelstichen die Krise weiter anheizen? Genau danach sieht es im Moment aus. In der Logik der Dinge, wie Trump sie sich hemdsärmelig auf den Verhandlungstisch gelegt hat, bliebe dann nur noch der militärische Denkzettel, vor dem sich alle Welt zu Recht fürchtet.

Beide Seiten kommen immer weiter in eine Spirale der gefühlten Gewalt. Bereits das kleinste Versehen – eine fehlgedeutete Begegnung zweier Kriegsschiffe oder ein weiterer Sabotageakt – würde die gelegte Lunte aktivieren. Die Dominosteine, die dann fallen, würden Trumps politische Armdrückerei mit Teheran als Harakiri entlarven. Am Ende stünde ein Krieg, von dem auch Israel und Saudi-Arabien, die Erzfeinde Teherans, betroffen wären. Das kann, das darf niemand wollen. Die Frage bleibt: Ist Trump besonnen genug, die Welt aus der Krise zu navigieren?