„Sicherheitslücken offenzulassen, ist bedrohlicher als Huawei-Technologie.“

Man kennt das von anderen Themen: Dinge, die bisher stillschweigend akzeptiert wurden, werden auf einmal zum Problem, wenn es um die eigenen Interessen geht. Nicht anders ist es zu erklären, dass die USA und mit ihnen auch Australien und Großbritannien Huawei als Netzausrüster und Technologie-Lieferanten ablehnen. Die Staaten fürchten Spionage des chinesischen Unternehmens – dass es also mit chinesischen Sicherheitsbehörden zusammenarbeitet. Es liegt sehr nahe anzunehmen, dass es hier eher um wirtschaftliche und geopolitische Interessen geht. Die Aufregung speziell um Huawei ist also aufgeblasen, herbeigeführt und künstlich.

Schließlich sind die USA selbst in Sachen Abhörskandal kein unbeschriebenes Blatt – siehe die Snowden-Dokumente. Es ist deshalb richtig, dass sich die Bundesregierung nicht hat unter Druck setzen lassen und Huawei-Technik von vorneherein nicht ausschließt beim 5G-Netzausbau.

Erschreckend sind allerdings die Überlegungen der deutschen Innenminister, Sicherheitslücken im 5G-Netz offen zu halten, um sie für Überwachungstechniken zu nutzen. Zwar muss der Staat grundsätzlich die Möglichkeit haben, beispielsweise Terroristen abzuhören. Wenn dafür aber Lücken im System nötig sind, droht die wirkliche Gefahr. Industriespionage, Manipulation von Infrastruktur oder der Eingriff in smarte Technik oder gesteuerte Fabriken sind damit viel wahrscheinlicher. Das ist sehr viel bedrohlicher, als Huawei-Technologie zuzulassen.