„Heils, Giffeys und Spahns Aktion wird Versicherte und Staat viel Geld kosten – könnte aber die Not mildern.“

Pflegenotstand! Das klingt wie eine alarmistische Kampf-Vokabel, beschreibt die Lage aber treffend. In unserer alternden Gesellschaft wächst der Bedarf. Doch viel zu wenige Berufseinsteiger verschreiben sich dem körperlich, fachlich und seelisch anspruchsvollen Dienst am pflegebedürftigen Menschen. Die hohe Zahl an Berufsaussteigern verschärft die Lage. Jetzt endlich scheint Verbesserung in Sicht. Die Bundesregierung ist auf dem besten Weg, den meisten Pflegekräften bessere Bezahlung und tragbare Arbeitsbedingungen zu verschaffen. Auch der Wettbewerb könnte gerechter werden. In einer weitgehend tariffreien Welt hatte Vorteile, wer sein Pflegepersonal ausdünnte und schlecht bezahlte – sofern er welches fand. Qualitätsorientierte und sozial denkende Träger waren die Dummen. Eine absurde Situation, die ein verbindlicher Pflegetarif beenden könnte.

Bewegung auch auf der Patientenseite. Dauerhafte Pflegebedürftigkeit bedeutet für Betroffene und Angehörige massive finanzielle Belastung. Denn in ihrer heutigen Form ist die Pflegeversicherung nur Teilkasko. Alles, was über den Deckel hinausragt, trägt der Patient – bis die Rücklage, die er im Laufe eines langen Arbeitslebens gebildet hat und seinen Kindern zu hinterlassen hoffte, verbraucht und die Leistungsfähigkeit der Angehörigen erschöpft ist. Die Anpassung der Leistung an die Kosten ist überfällig. Heils, Giffeys und Spahns Konzertierte Aktion wird Versicherte und Staat viel Geld kosten – könnte aber die Not mildern. Damit hat sie Unterstützung verdient.