Nahles und Scholz werden sich dem Vergleich mit Gabriel nicht mehr stellen müssen. Retten wird es sie nicht.

Bei einer IHK-Veranstaltung in Braunschweig im Februar wurde Sigmar Gabriel gefragt, wann er denn endlich auf die große politische Bühne zurückkehren werde. Gabriels Antwort: Darüber müsse man nicht mit Andrea Nahles reden, sondern mit seiner Frau. Es lag bittere Ironie in diesem Satz. Denn dass der Ex-SPD-Chef und Goslarer Ehrenbürger einer der brillanten politischen Köpfe im Land ist, steht außer Frage. Klar ist aber auch, dass man sich im Willy-Brandt-Haus zur Ignoranz entschlossen hat.

Die SPD-Führungsriege um Nahles und Scholz hat Gabriel in einer Weise kaltgestellt, die an feudalistische Regime erinnert. Der Unbequeme, der als ehemaliger niedersächsischer SPD-Fraktionschef, Ministerpräsident, Bundesumweltminister, SPD-Bundesvorsitzender und Außenminister so viel weiß und versteht wie nur ganz wenige, bekommt im Bundestag keine Redezeit. Unter „Mitgliedschaften und Ämter im Bundestag“ findet sich bei MdB Gabriel „stellvertretendes Mitglied“ im Europaausschuss. Das heißt: Er darf mitarbeiten, wenn gerade einer fehlt.

Man muss sich nicht wundern, dass Gabriel auf diese Verschwendung von Talent und Know-how keine Lust mehr hat. Furchtbar nur, dass die einst so stolze SPD in die Hände von Leuten gefallen ist, denen offenbar Animosität vor Parteiwohl geht. Nahles und Scholz werden sich dem Vergleich mit Gabriel nicht mehr stellen müssen. Retten wird es sie nicht. Die Wahlergebnisse vom Sonntag sprechen eine klare Sprache.