„Schon die Pflegschaft des Dauercampers für ein kleines Mädchen war ein schwerer Fehler.“

Für die vergewaltigten und missbrauchten Kinder muss es ein jahrelanger Albtraum gewesen sein. Für die Mitglieder in einem mutmaßlichen kriminellen Netzwerk von Kinderschändern in Lügde war es ein Paradies. Denn zugeführt wurden die Kinder sozusagen amtlich.

Auf niedersächsischer Seite, beim Landkreis Hameln-Pyrmont, geht es zunächst um ein eklatantes Behördenversagen. Mehrfache Hinweise auf den mutmaßlichen Haupttäter wurden offenbar falsch eingeschätzt. Ob und wie tief örtliche Polizeidienstellen in Nordrhein-Westfalen in die Affäre verwickelt sind, muss noch ermittelt werden. Dort verschwanden Beweismittel. Dass auch auf niedersächsischer Seite Akten manipuliert wurden, macht die Sache noch unheimlicher. Von Kindeswohl und Kinderschutz kann bei all dem keine Rede mehr sein. Stattdessen wurden Kinder brutalen Tätern letztlich schutzlos ausgeliefert. Mit der politischen Zukunft eines Landrats, der statt Aufarbeitung erst einmal Behördenschutz betrieb, mag man sich angesichts solcher Vorgänge schon gar nicht mehr beschäftigen. Auch der Hinweis auf die schwierige Arbeit der Sozialbehörden, so richtig er ist, hilft im Fall Lügde nicht mehr weiter. Schon die Pflegschaft des Dauercampers für ein kleines Mädchen war ein schwerer Fehler. Das Land hat einen Maßnahmenkatalog angekündigt. Im Zentrum müssen aber die Jugendämter selbst stehen. Sie brauchen ausreichend Personal, aber offenbar auch mehr Hilfe und mehr Kontrolle.