„Die Zahl der Ärzte, die in einer leeren Praxis herumsitzen und Däumchen drehen, ist wirklich gering.“

Das Gesetz für schnellere Arzttermine, das Union und SPD im Bundestag beschlossen haben, ist vor allem eines: teuer. Rund drei Milliarden Euro zusätzlich jedes Jahr – das muss erst einmal einer bezahlen. Was aber bringt das Gesetz wirklich für das viele Geld?

Das zentrale Versprechen von Gesundheitsminister Jens Spahn ist, dass Kassenpatienten künftig nicht länger auf Arzttermine warten müssen als Privatpatienten. Erreichen will er das durch mehr Geld: Haus- und Fachärzte bekommen finanzielle Anreize, die Patienten anders als bisher unter sich aufzuteilen. Fachärzte sollen mehr neue Patienten aufnehmen. Hausärzte sollen ihnen die Patienten abnehmen, die nur ein Rezept benötigen. Sie sollen weniger Angst haben, wegen zu vieler Rezepte ihre Budgets zu überschreiten.

Ob das wirklich klappen wird, ist allerdings offen. Denn auch in einer Arztpraxis hat der Tag nur 24 Stunden und die Zahl der Ärzte, die in einer leeren Praxis herumsitzen und Däumchen drehen oder nachmittags schon auf dem Golfplatz stehen, ist wirklich gering. Die meisten kümmern sich den ganzen Tag tatsächlich um ihre Patienten und haben schon jetzt schlicht zu wenig Zeit. Sie werden sie auch künftig nicht haben – trotz der besseren Bezahlung.

Die Idee des Ministers, Patienten besser zu lenken, ist ja sinnvoll.Nicht alle müssen jetzt und sofort einen Arzt sehen. Der Versuch, die Patienten, die außerhalb der klassischen Sprechzeiten einen Arzt sehen wollen, etwas zu sortieren, ist richtig. Alle könnten davon profitieren.

Eines ist freilich klar: Der Jubel der SPD darüber, dass die Grenze zwischen den gesetzlichen und den privaten Krankenversicherungen mit diesem Gesetz so weit wie lange nicht abgebaut wird, ist verfrüht. Wer Geld hat, wird sich immer eine schnellere und vermeintlich bessere medizinische Versorgung kaufen können.