„Dass sich der deutsche Fußball zu lange an seiner Selbstherrlichkeit labte, wird ihm nun zum Verhängnis.“

Das klägliche Scheitern von Borussia Dortmund, dem FC Schalke 04 und dem FC Bayern in der Fußball-Champions-League nur auf das finanzielle Übergewicht der allesamt englischen Kontrahenten zu reduzieren, wäre zu einfach. Dass die Bundesliga-Klubs gegen die Vertreter der Premier League das Nachsehen hatten, ist vor allem der Spielweise geschuldet. Während die Vereine von der Insel und auch andere europäische Spitzenteams die Flucht nach vorn suchen, sterben deutsche Fußballer in Schönheit. Exemplarisch dafür war das Ausscheiden der Bayern gegen Liverpool. München verlor sich im Kombinationsspiel, hatte fast 60 Prozent Ballbesitz. Liverpool brachte hingegen nahezu jeden Ball scharf auf das Tor – und war damit erfolgreich. Dass sich der deutsche Fußball zu lange an seiner Selbstherrlichkeit über seinen sauberen Kombinationsfußball labte, wird ihm nun zum Verhängnis. Debatten, ob nun eine falsche oder richtige Neun auf dem Platz steht, sind da nur ein weiterer Bremsklotz. Das bewiesen zuletzt insbesondere die Engländer, die in ihren Offensivreihen vermehrt den Alleskönnern wie Sadio Mané, Roberto Firmino oder speziell Mohamed Salah das Vertrauen und vor allem Freiheiten schenken – und die ihnen das als treffsichere Ballermänner zurückzahlen. Alle zusammen kosteten Liverpool etwa 120 Millionen. Die alte Fußballweisheit „Geld schießt keine Tore“ trifft in der heutigen Zeit wohl nur noch bedingt zu. Doch wer gar nicht erst aufs Tor schießt, kann auch keine Spiele gewinnen.