„Die Forderung des Betriebsrats ist berechtigt: VW muss den Bau neu bewerten – seit November hat sich viel getan.“

Überzeugt war der Betriebsrat bei VW noch nie von der Idee, mit Milliardeninvestitionen ein Mehrmarkenwerk in Osteuropa zu bauen. Jetzt fordert er erneut die Prüfung durch den Konzern, ob die wesentliche günstigere Umrüstung eines Werks – vermutlich im dreistelligen Millionenbereich – nicht die bessere Alternative sei. Das Land Niedersachsen dürften die Arbeitnehmervertreter auf ihrer Seite haben. Denn wenn sie mit Auslastungsproblemen in den bestehenden Werken argumentieren, geht es auch um Arbeitsplätze.

Der Konzern hingegen profitiert in Rumänien, Serbien, Bulgarien oder der Türkei von den deutlich niedrigeren Lohnkosten. Das geplante Mehrmarkenwerk soll außerdem Synergien innerhalb des VW-Konzerns bringen – auch das spart Kosten. Die Balkan-Länder würden dem Autobauer außerdem mit Subventionen dafür sehr entgegenkommen, dass VW künftig in ihrem Land Arbeitsplätze schafft.

Der in den vergangenen Woche hochgekochte Konflikt zwischen Betriebsratschef Bernd Osterloh und VW-Chef Herbert Diess wird an den unterschiedlichen Positionen zum Thema Fabrikneubau wieder sichtbar. Während Sanierer Diess den Konzern auf Effizienz trimmen will, kämpfen Osterloh und Co. um jede einzelne Stelle.

Die Forderung der Arbeitnehmer ist aber berechtigt: VW muss den Neubau neu bewerten – denn seit November hat sich viel getan. Die CO2-Ziele durch die EU wurden etwa im Dezember extrem verschärft – braucht es dann ein neues Verbrennerwerk?