Der neue Stadttakt in Braunschweig ist ein großer Schritt nach vorn, um noch mehr Menschen fürs Bus- und Bahnfahren in der Stadt zu begeistern.

Das große Thema dieser Woche? Mobilität! Natürlich ist da an erster Stelle der Schoduvel zu nennen. Der Karnevalszug bewegt sich am Sonntag mit 140 Motivwagen und mehr als 30 Musikzügen durch die Stadt, gefeiert von vielen Tausend Zuschauern. Öffentlicher Narren-Nahverkehr (ÖNNV). Das ist Chefsache für Oberbürgermeister Ulrich Markurth, der keinen Karnevalstermin auslässt.

Ebenfalls Chefsache ist für ihn aber auch der ÖPNV – und diesbezüglich wurde in dieser Woche ganz ernsthaft Entscheidendes angekündigt: der neue Stadttakt, der ab Oktober gelten soll. Er ist ein großer Schritt nach vorn, um noch mehr Menschen fürs Bus- und Bahnfahren in der Stadt zu begeistern. Stadtverwaltung und Verkehrs-GmbH haben monatelang daran getüftelt. Herausgekommen ist ein 15-Minuten-Grundtakt auf allen Hauptlinien von Bus und Bahn. Dort, wo viele Fahrgäste unterwegs sind, soll es Takte von 7 oder 8 Minuten geben, teilweise von 5 Minuten. So ist unter anderem eine Stärkung der Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt vorgesehen – damit soll dann auch die Verknüpfung mit dem Regional- und Fernverkehr noch besser funktionieren. Außerdem ist geplant, das Angebot insgesamt auszuweiten. Waggum und Bevenrode sollen zum Beispiel profitieren – ein ganz wichtiges Signal für die Bewohner im Norden, die sich seit dem Kappen der Grasseler Straße wegen der Verlängerung der Start- und Landebahn des Flughafens abgehängt fühlen. Zugleich wird hier auch deutlich, dass der ÖPNV reagieren muss, wenn Stadtteile durch Baugebiete wachsen und die Nachfrage steigt. Und auf der anderen Seite wird es hier und da weniger Fahrten geben als bisher, weil die Nachfrage niedriger ist.

Die Politik wird den neuen Fahrplan in den nächsten Wochen beraten. Insgesamt kostet dieser Schritt pro Jahr rund eine Million Euro zusätzlich. Damit steigt der jährliche Zuschuss der Stadt an die Verkehrs-GmbH auf 24 Millionen Euro. Aber ist das angesichts der anstehenden Haushaltskonsolidierung gerechtfertigt? Immerhin hat Oberbürgermeister Ulrich Markurth am Montag alle Beschäftigten der Stadtverwaltung auf einen internen Kraftakt eingeschworen: Modernisierung und Digitalisierung stehen jetzt an – und eine Prüfung, was die Stadt günstiger machen kann oder worauf ganz verzichtet werden soll. Das äußerst ambitionierte Ziel: Spätestens 2026 soll ein Haushalt ohne Defizit vorgelegt werden. Dafür sollen pro Jahr bis zu 50 Millionen Euro eingespart werden. Noch ist offen, wie das möglich sein soll. Klar ist jedoch, dass der Ausbau des ÖPNV für Markurth eine sehr hohe Priorität hat. Das ist gut, denn alles andere wäre der Stadt und dem Umland nicht dienlich – und deswegen ist die zusätzliche Million auch sinnvoll angelegt.

Zur Zeit ist erfreulich viel in Bewegung: Die Planung für den Stadtbahn-Ausbau läuft auf Hochtouren. Der Busbetriebshof Lindenberg wird für 22 Millionen Euro saniert. Bald kommen sieben neue Traminos, so dass dann nur noch Niederflur-Bahnen fahren ... Parallel dazu tut sich auch auf der Ebene des Regionalverbands einiges: Eine wichtige Entscheidung ist das Schülerticket für maximal
30 Euro pro Monat. Man ist sich einig, es regionsweit ab dem Schuljahr 2020/2021 einzuführen. Auf solchen Lösungen lässt sich aufbauen, denn nur ein gutes Gesamtkonzept überzeugt, öfter auf Bus und Bahn umzusteigen. Und bei all dem geht es nicht darum, das Auto zu verteufeln, wie Kritiker befürchten. Es geht darum, das Fahren mit Bus und Bahn mindestens genauso attraktiv zu gestalten – und ebenso das Radfahren und Zu-Fuß-Gehen. Das tut der Umwelt gut, bewahrt vorm Dauerstau und garantiert gleiche Voraussetzungen für alle – denn auch für diejenigen, die kein Auto besitzen, muss es ein gutes Alternativ-Angebot geben.