„Nach einer Abtreibung stehen viele Frauen, aber auch Männer häufig alleine da“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn soll fünf Millionen Euro für eine Studie erhalten, die sich mit seelischen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen befasst. Um zu beweisen, dass viele Frauen extrem unter einer Abtreibung leiden? Kritiker verweisen zu Recht darauf, dass die Millionen an anderer Stelle sicher besser angelegt wären. Denn es gibt bereits solche Studien, allerdings aus anderen Ländern. Die Ergebnisse mögen kaum überraschen: Kaum eine Frau treibt leichtfertig ein Kind ab, häufig quält sie die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch ein Leben lang. Und ja: Manche leiden anschließend an krankhaften Depressionen. Wobei immer das Umfeld und die eigene Vorbelastung berücksichtigt werden müssen: Waren die Frauen schon vorher depressiv? Entschieden sie sich freiwillig für eine Abtreibung oder war der gesellschaftlich/familiäre Druck zu groß? Interessanter wäre es daher zu untersuchen, welche Hilfen es für die betroffenen Frauen gibt und wie wirkungsvoll sie sind. Denn da gibt es noch viele Defizite: Nach einer Abtreibung stehen viele Frauen, aber auch Männer häufig alleine da – aus Angst vor einer Stigmatisierung, weil sie sich schuldig fühlen oder hilflos. Wer lässt sich schon länger krankschreiben, um den Eingriff psychisch aufzuarbeiten? Für Eltern, die eine Fehl- oder eine Totgeburt erlebt haben, gibt es Selbsthilfegruppen. Gruppen nach Schwangerschaftsabbrüchen dagegen kaum. Fast niemand spricht öffentlich darüber. Es wäre wichtig, dass sich das ändert.