Der Trend zur Luxusaustattung sollte nicht das einzige Argument für den Kinobesuch sein

Vor wenig mehr als 20 Jahren startete Netflix als Online-Versandhandel für DVDs, dann machte das US-Unternehmen Filme direkt im Internet abrufbar. Mittlerweile produziert es eigene Serien und Spielfilme, und das so erfolgreich, dass es sie selbst vermarkten und die traditionelle Plattform Kino links liegenlassen kann.

Konsequent nutzt Netflix die Vorzüge des Internets. Der Boom von Serien, auf die sich das Unternehmen früh kaprizierte, ist ja nur möglich, weil sie digital jederzeit abrufbar sind und ihre Fans sich nicht mehr zu festen Zeiten vor dem Fernseher einfinden müssen.

Man kann Netflix nicht vorwerfen, dass es Billigkost anbieten würde.Im Gegenteil, viele Produktionen sind gut geschrieben, hochkarätig besetzt, greifen auch anspruchsvolle Themen auf. Eine kluge Strategie. Sie macht es großen Festivals praktisch unmöglich, aus Solidarität mit der Kinobranche auf Netflix-Filme zu verzichten. Das wertet diese weiter auf. Angesichts der Neigung traditioneller Filmstudios, mit krachenden, aber oft hohlen Blockbustern samt x-fachen Sequels um Zuschauer zu buhlen, fällt es auch nicht leicht, mit dem Qualitätsargument pro Kino zu argumentieren.

Es ist an den Kinos und Filmstudios, mit Niveau und Originalität um Besucher zu kämpfen. Der Trend zur Luxusausstattung sollte nicht das einzige Argument für den Kinobesuch sein. Aber es ist auch Sache der Cineasten, tatsächlich ins Kino zu gehen. Jammern über ein bedrohtes Kulturgut reicht nicht aus.