Als der Dreimaster halb verrottet war, hätte man sich wenigstens ehrlich machen müssen.

Wäre die „Gorch Fock“ kein Schiff, sondern ein Auto, hätte sie ein H-Kennzeichen. Ein Oldtimer, altes Schätzchen, Baujahr 1958. Der Großsegler ist ein Beispiel für deutsche Wer(f)tarbeit. Und doch nagt auch an ihm der Zahn der Zeit. Der Rost ist normal.

Was irritiert, sind die hohen Kosten, ihr unvermittelter, exorbitanter Anstieg. Er ist die Folge des eigentlichen Skandals: Wenn sie ihr ganzer Stolz ist, hätte die Marine das Schulschiff auch so behandeln müssen, nämlich hegen und pflegen, statt es jahrzehntelang nur oberflächlich in Schuss zu halten. Das musste sich irgendwann rächen. Als der Dreimaster halb verrottet war, hätte man sich wenigstens ehrlich machen müssen.

In Wahrheit setzte ein System der organisierten Verantwortungslosigkeit ein: Der politischen Führung wurde das Ausmaß der Missmanagements verschleiert. Aus geschätzten Kosten von zehn Millionen wurden 135 Millionen Euro. Da fast 70 Millionen ausgegeben sind, bleibt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und dem Parlament kaum etwas anderes übrig, als weiter werkeln zu lassen. Es gibt nur schlechte Optionen. Hier greift die Augen-zu-und-durch-Logik.

Natürlich trägt von der Leyen die Verantwortung. Aber kein Verteidigungsminister kann etwas dafür, wenn die Truppe mitten in einem Dürresommer Raketentests im Moor macht, wenn Vorlagen geschönt sind oder wie im Fall der „Gorch Fock“ just der Kostenprüfer unter Korruptionsverdacht gerät. Von der Leyen hat freilich mehr als ihre Vorgänger auf eine rigide Kostenkontrolle geachtet. Das führte dazu, dass Dinge auf den Tisch kommen, die früher unter denselben gefallen wären. Anfangs wurde es ihr mal als Gestaltungsehrgeiz, mal als Profilneurose ausgelegt. Inzwischen ist sie seit Jahren im Amt und darf an den Ergebnissen gemessen werden: Die Pannen hören nicht auf. Nun fallen sie auf die Ministerin zurück.