„Wer andere zur Mitgliedschaft verpflichtet, der steht selbst besonders in der Pflicht.“

Dumm gelaufen: Da wird auch in Niedersachsen eine Pflegekammer installiert, die ihren Mitgliedern aus den Pflegeberufen Zwangsmitgliedschaft und Beitragspflicht abverlangt. Leistungen kann diese Kammer naturgemäß so kurz nach ihrer Konstituierung noch nicht vorweisen. Beim Kassieren scheint sie aber schon ganz vorn. In den Beitragsbescheiden wurde jedenfalls erst einmal pauschal der Höchstsatz angesetzt – als wüssten die Mitglieder der Pflegeberufe nicht wohin mit dem Geld. Die Folgen sind fatal. Die Kammer erscheint nicht nur komplett abgehoben von der Realität. Die Mitglieder müssen außerdem den Eindruck haben, zunächst kräftig einmal gemolken zu werden. Beides trifft zwar so nicht zu, wie schon der beherzte Auftritt von Kammerpräsidentin Sandra Mehmecke, selber Pflegerin, nach einem Treffen mit Ministerin Carola Reimann zeigte. Dem Grundgedanken der Kammer, als Lobby der Pflege Verbesserungen durchzusetzen, haben die für das Vorgehen Verantwortlichen aber einen Bärendienst erwiesen. Oder ging es darum, die Kammer bewusst vor die Wand zu fahren? Der Fehlstart fällt, Unabhängigkeit der Kammer hin oder her, auch auf die niedersächsische Politik zurück.

Die Kammer muss nun ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Wenn es wirklich um die Mitglieder und deren Interessen geht, ist bürokratisches Einschüchterungsgehabe komplett fehl am Platz. Wer andere zur Mitgliedschaft verpflichtet, der steht selbst besonders in der Pflicht.