„Wir steuern in der Region und in ganz Deutschland auf ein handfestes Problem zu: der zunehmenden Armut im Alter.“

Die Zahlen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) klingen alarmierend: Etwa einem Drittel aller Beschäftigten in unserer Region droht Altersarmut. Die Gewerkschaft will aufrütteln, auf eine Lawine hinweisen, die auf uns zurollt, wenn wir tatenlos zusehen. Dabei geht die NGG vereinfachend vor. Denn eine niedrige Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung darf nicht mit Altersarmut gleichgesetzt werden. So kann Geld aus anderer Quelle, wie Pensionen, Betriebsrente, Lebensversicherungen, Witwenrente oder Mieteinkünfte, hinzu kommen. Es ist also das gesamte Haushaltseinkommen zu berücksichtigen. So profitiert eine Ehefrau, die eine geringe Rente hat oder haben wird, oft von der höheren Rente des Ehemannes.

Und doch weist die Studie der NGG ganz klar den Weg: Wir steuern in der Region und in ganz Deutschland auf ein handfestes Problem zu: der zunehmenden Armut im Alter. Wer heute arbeitslos ist, einen Job im Niedriglohnsektor hat oder Teilzeit arbeitet, der wird später umso mehr jeden Euro umdrehen müssen. Bereits jetzt erhalten fast vier Millionen Vollzeit-Beschäftigte in Deutschland 2000 Euro brutto pro Monat und weniger. Dass diese Arbeitnehmer nicht in Aktien oder Lebensversicherungen als Altersvorsorge investieren können, liegt auf der Hand.

In Ostdeutschland, aber nicht nur dort, gibt es viele zerschossene Erwerbsbiografien – mit teilweise langen oder immer wiederkehrenden Zeiten von Arbeitslosigkeit. Von Vermögensaufbau kann in diesen Fällen nicht die Rede sein. Viele Erben gibt es in diesen Familien auch nicht. Viele dieser Menschen werden im Ruhestand ganz allein auf die gesetzliche Rente angewiesen sein.

Das System der gesetzlichen Rente muss daher unbedingt gestärkt werden. Es ist schlicht eine Ungerechtigkeit, dass die meisten Pensionäre so viel besser dastehen als die Rentner. Auch diese Kluft wird sich noch verstärken. Pensionäre erhalten 71,75 Prozent des letzten Gehalts. Rentner sollen bis zum Jahr 2025 vergleichbar maue 48 Prozent des Durchschnittslohns bekommen. Was danach kommt, ist noch ungewiss. Es wird nicht anders gehen: Perspektivisch müssen auch Beamte und Selbstständige in die Rentenkasse einzahlen!