„Solange keine Klarheit herrscht, wird der Kunde weiterhin verlässlich Signalstörungen fürchten müssen oder in unterkühlten Waggons sitzen.“

Was genau funktioniert noch bei der Deutschen Bahn? An umgekehrte Wagenreihung, „Heute etwa 15 Minuten später“ und ausgefallene Reservierungsanzeigen hat sich der Kunde ja schon gewöhnt.

Was bisher funktionierte, war das sogar recht fortschrittliche Zahlsystem per App und im Internet, bei dem man mit wenigen Klicks ein digitales Ticket bekommt, sogar von Verkehrsverbünden. Bisher, denn die Bahn hat die Erstattung für Sparpreistickets geändert und so Gaunern ein Einfallstor eröffnet. Und wie löst der Staatskonzern das Problem? Er sperrt die Funktion Lastschrift für alle, um den Betrügern das Handwerk zu legen.

Dieses Vorgehen zeigt symptomatisch den Zustand des Mobilitätskonzerns. Selbst kleine, an sich sogar kluge Änderungen an einem funktionierenden System verbockt das Unternehmen und vergrätzt die Kunden. Das Problem liegt im Bahnkonzern an sich. Seine Struktur ist verschachtelt. Die Entscheidungswege sind lang, so dass Vorgaben des Vorstands schon mal versickern. Bahnchef Richard Lutz beschrieb das in einem Brandbrief ans Management bereits im September dieses Jahres.

Was ist seither passiert? Eher nichts. Denn der Bund als Eigentümer hat keine einheitliche Vorstellung davon, was die Deutsche Bahn sein soll, unter anderem weil das SPD-geführte Bundesfinanzministerium, das CDU-geführte Bundeswirtschaftsministerium und das seit mehreren Legislaturperioden CSU-geführte Bundesverkehrsministerium unterschiedliche Vorstellungen haben, aber alle mitreden, wenn es um die Bahn geht. Solange hier keine Klarheit herrscht, wird der Kunde weiterhin verlässlich Signalstörungen fürchten müssen oder in unterkühlten Waggons sitzen. Und vielleicht gelegentlich auch einmal pünktlich sein Ziel erreichen.