„Beil hat das Kräftespiel in Wolfsburg unterschätzt. Er hätte es sich einfach machen können. Aber er wollte mehr, und das zu sehr im Alleingang.“

Sie ist eben offensichtlich doch nicht grenzenlos, die Kunstfreiheit in der Volkswagen-Stadt Wolfsburg. Wie man geschmeidig mit den Gegebenheiten umgeht, zeigt seit Jahren das Movimentos-Festival der Autostadt, das in Tanz, Lesungen und Musik Themen wie Nachhaltigkeit, Ökologie, gesellschaftlichen Wandel und Meinungsfreiheit elegant im Großen und Ganzen umspielt, ohne sie je konkret auf die Wolfsburger Verhältnisse herunterzubrechen.

Ralf Beil, der geschasste Direktor des Kunstmuseums, wählte von Beginn an einen anderen Weg. Gleich in seiner ersten selbstkuratierten Ausstellung „Wolfsburg unlimited“ setzte er sich mit der NS-Geschichte des VW-Konzerns und seiner bestimmenden Allgegenwart in der Stadt auseinander. Später stellte er demonstrativ eine Käferhaube mit Hakenkreuz im Kunstmuseum aus. Er gefiel sich in der Pose des unbeugsamen Aufklärers, und das stieß offenbar manchen einflussreichen Kräften in der Stadt sauer auf. Als er zuletzt eine Großausstellung über „Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters“ ankündigte, hielten sie den Bogen für überspannt und drängten auf Ablösung des Direktors.

Beil hat das Kräftespiel in Wolfsburg unterschätzt. Er hätte es sich einfach machen können und bei unverfänglichen, aber durchaus starken Ausstellungen wie den düster-faszinierenden Kunstwelten des Belgiers Hans Op de Beeck bleiben können. Aber er wollte mehr, und das offenbar zu sehr im Alleingang. Das funktioniert in Wolfsburg nicht.