„Nun will der Senior alles wieder zurück. Na bitte, dann kann er ja die 27 Millionen für die Sanierung offenbar locker selber stemmen.“

Familienfehden gehören zur Aura des Adels. Zwischen Glamour und Raubrittertum surfen die letzten Vertreter einst angemaßter Macht bis heute. Bei den Welfen sorgte der noch immer amtierende Chef Ernst August senior, boulevardesk verheiratet nach Monaco, vor Jahren für Randale mit Schirm, Faust und Harndrang. Der brave Junior gibt derweil den guten Jungen, der als bescheidener Gutsverwalter seinen Job macht und sich eher selten und zurückhaltend äußert. In brenzligen Fragen wie der einstigen Zusammenarbeit des Welfenhauses mit den Nationalsozialisten und Vorwürfen um Gewinne aus jüdischen Notverkäufen hat er Fingerspitzengefühl bewiesen und sich für die Öffnung der Familienarchive zu wissenschaftlichen Zwecken ausgesprochen. Er scheint sich der Verantwortung der einstigen Herrscherfamilie für die Geschichte bewusst. So war man auch geneigt, ihm beim Verkauf der maroden Marienburg und der Übergabe wertvoller Kunstschätze in eine Stiftung nebst Dauerleihgaben zu vertrauen. Bei seinem Vater wäre die niedersächsische Landesregierung vermutlich skeptischer gewesen. Der wird vom „Manager-Magazin“ mit einem Vermögen von 350 Millionen Euro veranschlagt. Seinem Sohn hatte er teils sanierungsbedürftige Immobilien und Grundbesitz überschrieben, die Einnahmen trugen laut dessen Aussagen den Unterhalt nicht, oder wohin flossen sie? Nun will der Senior alles wieder zurück. Na bitte, dann kann er ja die 27 Millionen für die Sanierung offenbar locker selber stemmen. Nur, Schloss behalten, aber sich vom Staat die Zuschüsse holen, das geht nicht.