„Fraktionschefin Alice Weidel hat mehr als nur einen hässlichen Fleck an der Bluse.“

Da rast der See und will sein Opfer haben.“ Es ist 18 Jahre her, dass Wolfgang Schäuble mit dem „Wilhelm Tell“-Zitat seinen Rücktritt erklärte. Es ging um Geld, um eine illegale Spende. Die Geschichte wiederholt sich – für das Gefühl der AfD als Farce: Derselbe Schäuble steht nun an der Spitze des Bundestages, der zwei dubiose Großspenden untersuchen soll. AfD-Leute unterliegen den gleichen Versuchungen wie die von ihnen kritisierten Altparteien. Fraktionschefin Alice Weidel hat mehr als nur einen hässlichen Fleck an der Bluse. Die AfD in ihrem Wahlkreis hat zwei Spenden angenommen, die zum Himmel stinken. Stutzig machen Größenordnung – 130.000 Euro und 150.000 Euro – und Herkunft. Im Schweizer Fall gibt es kein Vertun. Die Schweiz gehört nicht der EU an, Parteispenden ab 1000 Euro aus solchen Staaten sind unzulässig. Die illegalen Zahlungen müssen entweder sofort zurückgewiesen oder dem Bundestagspräsidenten ausgehändigt werden. Weidel hat dafür Monate gebraucht. Der Spender, ein Pharmaunternehmer, hatte nach eigenen Worten im „Auftrag eines Geschäftsfreundes“ gehandelt. Wir reden also von einem Strohmann und einem Spender, der seine Identität verschleiert. Die Summe wurde in kleinere Spenden aufgeteilt. Da griff jemand in die Trickkiste der Parteienfinanzierung. Mitte Februar nahm Weidel die nächste Spende an, die nicht koscher anmutet, diesmal aus Holland. Auch hier drängt sich der Verdacht auf, dass die Herkunft verschleiert werden sollte. Auch hier brauchte Weidel drei Monate, um sich ehrlich zu machen. Ihre Partei findet keine Haltung, schwankt zwischen Unbehagen (in Baden-Württemberg) und einer Augen-zu-und-durch-Mentalität (in Berlin). Dem Bundestag bleibt nichts übrig, als das Gesetz zu exekutieren. Und Weidel, die Unhaltbare, wird weitermachen und nicht zurücktreten. Ihr fehlt Stil.