„Viel wichtiger sind stetige Investitionen in die Infrastruktur, um das Netz auf Vordermann zu bringen.“

Die Idee ist ebenso einfach wie schön. Zwischen den großen Städten fährt alle halbe Stunde pünktlich ein Zug. Die kleinen Städte werden stündlich an die Knotenpunkte angebunden. Der Fernverkehr auf der Schiene bedient wieder alle größeren Städte und alles rollt zuverlässig. So sieht der Deutschlandtakt aus, den Gutachter für Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) entwickelt haben. Angesichts der vielen Baustellen im Schienenverkehr erscheint der Deutschlandtakt allerdings eher als tolles Luftschloss, als reines Wunschdenken.

Es müssten teure Neubaustrecken geplant und finanziert werden. Auch die Verdoppelung der Gleise auf manchen Trassenabschnitten erfordert lange Planungsvorläufe und viel Geld. Dabei reichen Geld und Baukapazitäten bereits heute nicht einmal zur überfälligen Sanierung des bestehenden Netzes. Dazu kommen Engpässe, beispielsweise an den nicht mehr ausbaufähigen Hauptbahnhöfen in Hamburg und Köln, die das schöne Konzept zu Fall bringen könnten. Allzu viel Vorfreude auf moderne Zeiten sollten Bahnfahrer also erst einmal nicht haben.

Dennoch ist es richtig, für den Schienenverkehr eine tragfähige Zukunftsvision zu entwickeln. Es ist nicht so wichtig, ob der Deutschlandtakt schon im Jahr 2030 komplett eingeführt wird oder erst viel später und häppchenweise. Viel wichtiger sind stetige Investitionen in die Infrastruktur, um das Netz endlich auf Vordermann zu bringen und mit digitaler Technik zukunftsfähig zu machen.

Die große Koalition zeigt hier deutlich mehr Bereitschaft als alle ihre Vorgänger. Doch ein Blick auf das bereitgestellte Geld lässt erahnen, dass sie es doch eher mit dem Auto und dem Lastwagen hält. Von den Gesamtinvestitionen des Verkehrswegeplans, immerhin
273 Milliarden Euro, fließen nur 112 Milliarden Euro in die Schiene.