“Ganz Unrecht haben die Kritiker nicht. Gerade in unserer Region dürfte die Besetzung für Unruhe sorgen.“

Nur zwei Jahre nach ihrer Gründung steht die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mit Sitz in Peine bereits vor einem personellen Neuanfang. Ex-Chefin Ursula Heinen-Esser hat die BGE bereits verlassen, ist nun Umweltministerin in NRW. Ihr Nachfolger ist ein in der Endlager-Materie völlig Unbekannter: Schleswig-Holsteins Ex-Innenminister Stefan Studt.

Wie ein weiteres künftiges Mitglied der BGE-Geschäftsführung, Steffen Kanitz, suchte Studt nach einem neuen Posten. Studt hat ein SPD-Parteibuch, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Kanitz ist ein CDU-Politiker. Wie praktisch, dass die SPD und die Union eine Koalition in Berlin führen. Studt und Kanitz sind nun „versorgt“. Kritiker bemängeln das Postengeschacher. Kompetenz könne nicht die Grundlage der Personalentscheidung von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) gewesen sein.

Ganz Unrecht haben die Kritiker nicht. Gerade in unserer Region dürfte die Besetzung für Unruhe sorgen. Die BGE betreibt die Asse, baut Schacht Konrad in Salzgitter zu einem Endlager aus. Die BGE ist auch für das Atommüll-Lager Morsleben bei Helmstedt, kurz hinter der Landesgrenze in Sachsen-Anhalt, zuständig. Die BGE hat 1900 Mitarbeiter. Sie sucht das Endlager für hoch radioaktiven Atommüll. Der Posten des BGE-Chefs ist enorm wichtig.

Für mehr Akzeptanz hat die Besetzung nicht gesorgt. Im Gegenteil. Für den so sensiblen Endlager-Bereich braucht es Experten. Studts Vorgängerin Heinen-Esser war zuvor Staatssekretärin im Bundesumweltministerium. Auch das Prozedere war nicht optimal. Es war offensichtlich eine Basta-Entscheidung von Ministerin Schulze. Die BGE-Aufsichtsratsmitglieder erfuhren davon erst aus der Presse.

Studt muss sich schnell einarbeiten. Er gilt als Krisenmanager. Auch dem Ex-Chef des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Wolfram König, hing anfangs sein grünes Parteibuch nach. Sein Parteifreund, Ex-Umweltminister Jürgen Trittin, hob ihn ins Amt. König schwamm sich frei. Hoffentlich gelingt das auch Studt.