„Das ständige Geradebiegen beim geplanten Endlager hinterlässt ein mulmiges Gefühl.“

Kaum legten die Kumpel in Schacht Konrad die Werkzeuge nieder, planten die Beamten das neue Endlager im alten Eisenerz-Bergwerk. Es waren die 70er Jahre, die Hochzeit der Kernenergie.

Heute, 40 Jahre später, liegt immer noch kein einziger Container mit Atommüll im alten Bergwerk in Salzgitter. Das wird noch weitere knappe zehn Jahre dauern.

Und schon jetzt steht fest: Mit den Plänen von 2002, als das Endlager nach zähem Kampf genehmigt wurde, wird das Bergwerk nur noch wenig zu tun haben. 35 Änderungen hat es beim geplanten Atommüll-Lager bereits gegeben. Viele weitere werden folgen. Befürworter betonen: So wird Konrad stets dem Stand von Wissenschaft und Technik angepasst. Gegner erwidern: Das zeigt nur, dass das alte Bergwerk ungeeignet ist.

Beide haben Recht. Irgendwie. Nur hinterlässt das ständige Geradebiegen ein mulmiges Gefühl. Wer hätte schon gedacht, dass es im alten Bergwerk noch immer hölzerne Einbauten gibt? Die werden erst jetzt entfernt. Holzeinbauten sind Mitte Juni in die Tiefe gestürzt. Getroffen haben sie zum Glück niemanden. Fehler sind menschlich. Ist der Müll erst unten, darf sich der Betreiber, die Bundesgesellschaft für Endlagerung mit Sitz in Peine, aber keine Fehler mehr erlauben.

Den Verantwortlichen ist klar: Konrad würde heute nicht mehr genehmigt werden. Beim noch zu findenden Endlager für hochradioaktiven Atommüll hat der Gesetzgeber ganz andere Kriterien zugrunde gelegt: Ein altes Bergwerk soll es auf keinen Fall sein – zu unsicher. Der Müll soll im Gegensatz zu Konrad rückholbar sein. Wer weiß, welche Möglichkeiten folgende Generationen haben.

Konrad jedoch ist politisch gewollt. Das sagt nur kein Verantwortlicher so offen. Die Zwischenlager sind voll. Die Genehmigung von Konrad dauerte Jahrzehnte. So einen Kampf will niemand mehr. Zwischen 1977 und 2007 verschlangen alleine die Planungskosten eine Milliarde Euro. Der Umbau des Bergwerks kostet bis 2027 mindestens 4,5 Milliarden. Dann beginnt die Einlagerung des Mülls erst. Und der Spuk geht richtig los.