„Junge Wissenschaftler stehen unter enormem Druck, so viel und so schnell wie möglich zu veröffentlichen.“

Das Problem ist im Wissenschaftsbetrieb längst bekannt. Das belegen weit verbreitete Redewendungen wie „publish or perish“ (veröffentliche oder stirb) oder „wer schreibt, der bleibt.“ Dahinter steckt die Praxis vieler Institutionen, bei der Besetzung der knappen Personalstellen oder beim Verteilen von Forschungsgeldern vor allem auf die Publikationsliste der Bewerber zu schauen. Das hat Folgen. Junge Wissenschaftler stehen unter enormem Druck, so viel und so schnell wie möglich zu veröffentlichen. Lehrstuhlinhaber und Institutsleiter werden zu Co-Autoren von Studien, an denen sie nur marginalen Anteil hatten.

Vor allem aber bereitet dieser Druck den Boden für die dubiosen Anbieter von Pseudo-Journalen. Die locken in E-Mails mit seriös klingenden Titeln wie „American Journal of Pharmacy and Health Research“ oder „European Journal of Social Sciences“ und fordern die angeschriebenen Wissenschaftler auf, gegen eine Gebühr bei ihnen zu veröffentlichen. Doch anders als seriöse sogenannte Open-Access-Journale wie die „Public Library Of Science“ (PLOS), die ihre Artikel online kostenlos anbieten, dafür von den Autoren aber eine Gebühr verlangen, gibt es bei den Pseudo-Journalen keine Prüfung der eingereichten Manuskripte durch unabhängige Gutachter. Und während die Verleger mit der Überflutung des Internets mit ungeprüften Studien Geld verdienen, leidet die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft im Allgemeinen.

Zwar fällt letztlich nur eine relativ kleine Zahl von Wissenschaftlern auf die Masche rein, doch das Problem ist ernst. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das erkannt und mit der Initiative „Qualität statt Quantität“ bereits einen ersten richtigen Schritt gemacht: Forscher dürfen in Anträgen höchstens zehn eigene Publikationen angeben. Das sollte zum Vorbild auch bei Anstellungen werden. Die Universitäten könnten sich darüber hinaus bei der Gewichtung ihrer Einstellungskriterien am Titel des Journals ihres eigenen Hochschulverbands orientieren. Das heißt nämlich nicht einfach nur „Forschung“, sondern „Forschung und Lehre“.