„US-Präsident Donald Trump hat ein Faible für Autokraten, die einfach in ihrem Land durchregieren können.“

Der amerikanisch-russische Gipfel im finnischen Helsinki wird als denkwürdige Verbrüderungs-Show in die Geschichtsbücher eingehen. US-Präsident Donald Trump hat ein Faible für Autokraten, die einfach in ihrem Land durchregieren können. Das verbindet ihn mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin, Chinas Staatschef Xi Jinping oder Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un.

Das Spitzentreffen mit dem Diktator von Pjöngjang Ende April hat Trump als Durchbruch zur „Denuklearisierung“ Koreas zelebriert. Es war eine Wette auf die Zukunft. Denn Kim Jong-un ist überhaupt keine messbaren Verpflichtungen eingegangen.

Den gleichen Fehler droht Trump nun im Verhältnis zu Moskau zu machen. Er pries den Helsinki-Gipfel mit Putin als „sehr produktiven Dialog“. Putins Aussage, dass sich Moskau nicht in die US-amerikanische Präsidentschaftswahl 2016 eingemischt habe, nahm er für bare Münze. Die amerikanischen Geheimdienste und das Justizministerium in Washington sehen das völlig anders. Wie die USA und Russland im vom Krieg völlig zerklüfteten Syrien an einem Strang ziehen sollen, ist ebenfalls schleierhaft.

Trump will den regionalen Unruhestifter Iran zurückdrängen – zum Beispiel aus Syrien. Doch Putin braucht die Revolutionsgarden und schiitischen Milizen aus dem Iran zur Stabilisierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Zum Ukraine-Konflikt und zur Abrüstung von Nuklearwaffen gab es zwar Appelle, aber keine konkreten Schritte. Bei allem Verständnis für die Intensivierung der diplomatischen Drähte: Trump hat in Helsinki erneut sein seltsames Verständnis als vermeintlicher Weltenretter zur Schau gestellt.

Das ist gefährlicher Narzissmus – und naiv dazu. Mit seinem Bulldozerkurs gegen die Europäische Union, seinem Elefant-im-Porzellanladen-Auftritt bei der Nato hat der US-Präsident Putin das auf dem Silbertablett überreicht, was dieser seit Jahren vergeblich versucht hatte: die Schwächung des Westens. Deshalb ist der Kremlchef der Gewinner von Helsinki.

US-Präsident Donald Trump hat ein Faible für Autokraten, die einfach in ihrem Land durchregieren können.