Daniel Mau zur Fußball-WM.

Dieses Tor hat wahrscheinlich kaum jemanden kalt gelassen. Wie sich Toni Kroos den Ball in der fünften Minute der Nachspielzeit gegen Schweden zurechtlegte, erst zu Marco Reus passte und dann aus besserer Position ins lange Eck knallte, das war großes Kino. In diesem Moment haben Millionen Deutsche vor dem Fernseher gejubelt, sich umarmt, abgeklatscht ­– alles wieder gut.

Es war ja nicht auszudenken, dass Deutschland bei der Fußball-WM in Russland in der Vorrunde ausscheidet. So etwas gab es ja noch nie. Und was es noch nie gab, ist auch nicht möglich ­– zumindest in der Vorstellung des deutschen Fans. Da können Engländer keine Elfmeter schießen, Afrikanern fehlt die Effektivität, und die eigene Mannschaft kommt immer mindestens ins Halbfinale. Es wurden doch schon alle Grillfeste anhand des Spielplans geplant. Worauf soll man sich in dieser Welt sonst noch verlassen, wenn nicht auf Deutschlands Ruf als Turniermannschaft?

Der 2:1-Sieg in letzter Sekunde gegen Schweden soll nun die Bestätigung dieser These und der Wendepunkt auf dem Weg zum Titel sein. Doch abwarten:Die Schwächen, die Joachim Löws Elf zuletzt offenbarte, sind nicht plötzlich weg. Die Kritik nach dem Mexiko-Spiel war vielleicht übertrieben. Die Euphorie nach dem Schweden-Spiel hoffentlich nicht.