„Projekte wie ,Klasse! Wir singen’ sind materiell wertlos, aber unbezahlbar.“

Um den Musikunterricht ist es an vielen niedersächsischen Schulen nicht gut bestellt. An jeder vierten Grundschule gibt es keine ausgebildeten Musiklehrer mehr. Das kam vor einiger Zeit nach einer Kleine Anfrage im Landtag heraus, die sich aufs Schuljahr 2015/2016 bezog.

Musische Fächer haben es schwer in Zeiten, in denen die Ausbildung junger Menschen vor allem auf Effizienz getrimmt wird. Im Hintergrund steht der weltweite Wettbewerb, den aufstrebende Länder wie China verschärfen. Sie setzen ihre Jugend massivem Lern- und Leistungsdruck aus, um ökonomisch und technologisch zum Westen aufzuschließen und ihn schließlich zu überflügeln.

Die Frage ist nur, ob das Gesellschaften schafft, die lebens- und liebenswert sind. Oder ob nicht am Ende doch solche stabiler, anziehender und erfolgreicher sind, die neben technischen Kompetenzen Kreativität und Solidarität fördern. Weil sie sich von innen heraus erneuern können und darauf achten, dabei so viele Menschen wie möglich mitzunehmen.

Projekte wie „Klasse! Wir singen“ stehen beispielhaft für diesen Ansatz. Das Erlebnis, gemeinsam etwas Schönes einzustudieren und bei der Aufführung mit einer noch viel größeren Gruppe vereint Mitreißendes zu schaffen, inspiriert und beflügelt. Das ist materiell wertlos, aber für eine kreative, dynamische Gesellschaft unbezahlbar. Toll, dass Menschen so etwas ehrenamtlich auf die Beine stellen. Guten Musikunterricht sollte es aber nicht ersetzen.