„Ohne Gegenleistung dürfte Trump diesen Rückzieher bei den Strafzöllen kaum machen.“

Endlich mal eine gute Nachricht aus Washington. In letzter Minute hat sich US-Präsident Donald Trump einen Ruck gegeben: Keine Strafzölle für Stahl- und Aluminium-Produkte aus der EU – vorerst zumindest. In den Unternehmen sorgt das für Hochstimmung. Das Ausbleiben der Zölle sichert Aufträge und Arbeitsplätze. Über die Gründe, warum Trump erst wochenlang die Zollkeule schwingt und dann beidreht, kann man nur spekulieren. Ist der Chef des Weißen Hauses plötzlich zur Vernunft gekommen? Oder wurde der Druck aus dem US-Kongress zu stark, der vor den Folgen eines weltweiten Handelskriegs gewarnt hatte? Ohne eine Gegenleistung dürfte Trump diesen Rückzieher allerdings kaum gemacht haben.

Die EU hat sich in diesem schwierigen transatlantischen Handelskonflikt richtig verhalten. Sie hat früh signalisiert, dass sie das einseitige Aufbauen von Zollschranken nicht tolerieren würde. Wenn Amerika satte Abgaben auf Stahl und Aluminium erhebt, dann muss es mit Gegenmaßnahmen beim Export von Motorrädern, Orangensaft oder Whiskey rechnen. Aus Brüssel kam jedoch immer die Botschaft: Verhandlungen gehen vor. Es war nicht Konfrontation pur.

Klartext ja, aber verbindlich im Auftritt: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat diese Doppel-Strategie par excellence gefahren. Er jettete in einer Feuerwehr-Mission über den Atlantik, suchte das Gespräch mit Trumps Handelsminister und Handelsbeauftragten. Immer in enger Abstimmung mit EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Altmaier zog nicht den rhetorischen Knüppel, sondern warb um Verständnis und sang das Lied der globalisierten Wirtschaft: In einer vernetzten Welt, in der die Lieferketten der Firmen transnational sind, hinterlässt ein Handelskrieg nur Verlierer. Der Saarländer hat mit seiner geschmeidigen Art das Eis gebrochen. Ein toller Einstand als Wirtschaftsminister.